THE BEATLES - Ständig auf Achse

21. September 2016

The Beatles

Die Enttäuschung bei den Anhängern war groß, als die Beatles nach ihrem Konzert am 29. August 1966 im Candlestick Park von San Francisco verkündeten, nie wieder öffentlich auftreten zu wollen. Doch nach vier Jahren, die sie hauptsächlich auf Bühnen und in Aufnahmestudios verbracht hatten, hatten sie die Nase voll – von den kreischenden Fans, die oft Gesang und Instrumente übertönten; vom Kampf mit den Problemen, ihre immer komplexer werdende Musik wegen limitierter technischer Möglichkeiten in Stadien oder großen Hallen nicht adäquat aufführen zu können; vor allem aber von den Morddrohungen, mit denen John Lennon in den USA nach seiner Äußerung, die Beatles seien größer als Jesus, konfrontiert war.

Wie es so weit kam, hat Oscar-Preisträger Ron Howard („Rush“, „Illuminati“) in jahrelanger Arbeit verfolgt. Das Ergebnis ist seit 15. September im Kino zu sehen, aber nur „für kurze Zeit“, wie es in der Ankündigung für „Eight Days A Week – The Touring Years“ ausdrücklich heißt. Könnte bedeuten: Danach folgt die weltweite Vermarktung über DVD beziehungsweise Blu-ray. „Wir konnten Super-8-Material nehmen, das wir gefunden hatten, aber ohne Ton gedreht war“, so Howard. „Es war uns nicht möglich, alles davon digital zu bearbeiten. Aber wir fanden Originaltonaufnahmen, die wir damit mischen konnten. Wir konnten so ein umfassendes und fesselndes Konzertgefühl erzeugen. Ich bin sicher, die Zuschauer fühlen sich in die Sechziger zurückversetzt, wie es zu der Zeit war, sich angefühlt und angehört haben muss. Und für mich als Regisseur war das eine großartige Herausforderung.“

Dass mit „Live At The Hollywood Bowl“ seit 9. September 17 Titel aus den drei Konzerten in Los Angeles (23.8.1964, 29./30.8.1965) die Howard-Dokumentation in bestechender Tonqualität begleiten, ist der Arbeit des Produzenten Giles Martin, Sohn des Beatles-Produzenten George Martin, und des Toningenieurs Sam Okell zu verdanken. Sie haben zwar auf die 13, auf drei Spuren aufgenommenen Stücke der 1977 veröffentlichten Original-LP zurückgegriffen, sie aber wie die vier Zugaben („You Can’t Do That“, „I Want To Hold Your Hand“, das Carl-Perkins-Cover „Everybody’s Trying To Be My Baby“ und „Baby’s In Black“) vorzüglich, logischerweise mit der neuesten Technik bearbeitet und neu gemastert. Giles Martin: „Die Technologie hat sich, seit mein Vater vor vielen Jahren an dem Material arbeitete, enorm weiterentwickelt. Heute ist die Klarheit viel besser, so dass die Unmittelbarkeit und die aufgewühlte Stimmung so gut herausgehört werden können wie nie zuvor. Die Worte meines Vaters treffen noch immer zu, aber was man heute hören kann, ist die ungeschliffene Energie von vier Freunden, die vor einer Menge spielen, die die Band vergöttert. Viel näher kann man nicht an das Ereignis Hollywood Bowl auf dem Zenit der Beatlemania herankommen.“

Lest mehr im eclipsed Nr. 184 (Oktober 2016).