BILLY GIBBONS - Interview zum neuen Album „Perfectamundo“

eclipsed: Was ist so besonders an „Perfectamundo“, dass man es nicht auch mit ZZ Top hätte machen können?

Billy Gibbons: Alles, was ZZ Top je produziert haben, ist für mich Bluesrock, mal moderner, mal traditioneller ausgerichtet. „Perfectamundo“ dagegen ist weiter gefasst. Auf dem neuen Album geht es um Percussions, Percussions, Percussions. Das ist das, was ich mit ZZ Top so nicht hätte machen können.

eclipsed: Auffällig sind die Percussions schon, sie dominieren so manchen Song.

Gibbons: Das ist völlig richtig, denn auf dem Album ging es mir nur in zweiter Linie um die Songs. Es ist ein Sound-Album. Ich wollte einige Songs auf Spanisch singen und lud deshalb kubanische Percussionisten ein, die wild drauflostrommeln durften. Songs auf Spanisch zu singen, das war eine spannende Erfahrung: Erstens kann ich gar nicht so gut Spanisch, und zweitens habe ich mir viele südamerikanische Songs angehört, und die erzählen da eher Geschichten, als dass sich Strophe und Refrain abwechseln ...

eclipsed: So ganz kann ich den Einwand aber nicht stehen lassen, dass man das mit ZZ Top nicht hätte machen können. Auf „XXX“ (1999) oder „Mescalero“ (2003) gibt es Hip-Hop-Anklänge, Songpassagen in spanischer Sprache und ein ungewöhnliches Instrumentarium. Unter anderem reichlich Percussions.

Gibbons: Irgendeinen Grund muss ich doch angeben, warum ich mit den BFGs ein Album gemacht habe und auf Tour gehen will. Bis jetzt kam ich damit in allen Interviews durch. (lacht) Aber „Perfectamundo“ ist ein prozesshaftes Album gewesen. Ob ich diesen Weg mit ZZ Top so nicht hätte gehen können, weiß ich letztlich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Wie ich schon anführte, ging es mir nicht darum, mit einigen guten Songs in eine bestimmte Richtung zu gehen. Ich wollte etwas ausprobieren und war am Ende selbst überrascht, wo wir gelandet sind. Du hast komplett Recht, mit ZZ Top hatten wir auch immer unsere Phasen, bei denen wir Dinge ausprobierten. „Mescalero“, der Titelsong, mit diesem Percussion-Mittelteil, ist dafür ein gutes Beispiel. Wir waren damals gerade dabei, diesen Song aufzunehmen, und machten in einem mexikanischen Restaurant in der Nähe eine Dinner-Pause. Um uns herum spielten verschiedene Musiker für die Gäste. Die haben wir dann sofort gefragt, ob sie das auch zu Rockmusik könnten. So landeten sie auf der Platte.

eclipsed: Das hättet ihr mit Rick Rubin, der 2012 euer letztes Album „La Futura“ produziert hat, so nicht machen können, oder?

Gibbons: Privat kenne ich ihn seit mehreren Jahrzehnten. Rick und ZZ Top, das musste man einfach mal ausprobieren. Er ist dafür bekannt, eine Band zu ihren Basics zurückzuführen. So gesehen, war es für uns ein einfaches Album.

eclipsed: Aber hat er der Band nicht ihren Witz und ihre Spontaneität genommen mit seinen ewig langen Aufnahme-Sessions?

Gibbons: Magst du „La Futura“ nicht? Ich find „XXX“ oder „Mescalero“ auch spannender, aber die meisten ZZ-Fans signalisieren uns, dass „La Futura“ das beste ZZ-Album seit Ewigkeiten sei.

eclipsed: „La Futura“ hat reichlich auf den Punkt gebrachte Songs, und deshalb mag ich es.

Gibbons: Und deshalb wollte ich mit Rick arbeiten. Er lässt dich einen Song immer und immer wieder spielen, bis der magische Moment da ist.

eclipsed: Und das war einfach?

Gibbons: Einfach, weil wir uns auf die Songs geeinigt hatten und nur noch spielen mussten – und um alles andere hat sich dann Rick gekümmert. Und da kannst du dir sicher sein, dass das zu einem ordentlichen Ergebnis führt. Aber ich hatte auch den Vorteil, dass ich mit Rick befreundet bin und ihm vertraute. Ich glaube, Dusty und Frank hätten ihn am liebsten zwischendurch mal gefeuert. Aber sie sind natürlich mit dem Endergebnis sehr zufrieden.

eclipsed: Was sagen deine ZZ-Top-Kumpels, Bassist Dusty Hill und Drummer Frank Beard, zu „Perfectamundo“? Kennen sie das Album?

Gibbons: Ja, die waren sehr gespannt darauf, wie das Projekt wohl ausgehen wird. Und sie haben es wohlwollend kommentiert.

eclipsed: Weil dann ZZ Top mal eine Tour-Pause macht, weil du als Billy Gibbons & The BFGs auf Tour gehst?

Gibbons: Stimmt, ich bin derjenige, der ZZ Top immer wieder auf Tour bringt. Es macht einfach Spaß, mit den Jungs zu touren, aber nun lasse ich sie einige Zeit in Ruhe, denn ich mache ein paar Gigs mit der Solo-Band.

eclipsed: Heißt das, dass du ab jetzt zweigleisig fährst?

Gibbons: Das kann ich noch nicht sagen, das ist weder fest geplant, noch will ich das ausschließen.

eclipsed: Aber ZZ Top bleiben bei dir auf der Agenda?

Gibbons: Unsere Langlebigkeit hat vor allem einen Grund: Wir drei haben immer noch total Spaß daran, zusammen zu spielen, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir wieder ein paar gute Songs auf Lager haben für ein neues Album.

eclipsed: Wir sprachen darüber, dass „XXX“ und „Mescalero“ eher Insider-ZZ-Top-Alben sind ...

Gibbons: … gut so, sonst hätte ich den anderen Journalisten nicht die Geschichte auftischen können, dass ich mal vom reinen Bluesrock wegwollte.

eclipsed: Was ist dir persönlich das liebste Album von ZZ Top?

Gibbons: Ich glaube, das am schlechtesten verkaufte Album von uns war 1996 „Rhythmeen“. Das ist mein Lieblingsalbum. Auch wenn es etwas widersprüchlich klingt zu meinen anderen Aussagen. Es ist ein pures Trio-Werk mit purem Bluesrock. Man könnte meinen, Rick hätte es produziert. So betrachtet, sollte ich demnächst wirklich zweigleisig planen: Bluesrock mit ZZ Top und Sound-Experimente mit den BFGs.

eclipsed: Und dein Gitarren-Stil und deine Stimme sind der gemeinsame Nenner?

Gibbons: Mein Credo ist immer noch das, was mir B.B. King mal gesagt hat: Spiel hart und mach es dir dabei einfach! Nimm die härtesten Plektrums und benutze die dünnsten Saiten. Mit diesem Tipp bin ich weit gekommen.

Mehr Informationen:
www.facebook.com/BillyFGibbonsOfficial

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