FLEETWOOD MAC - Ausweg aus dem Erfolg

20. Januar 2016

Fleetwood Mac

Es war eine verdammt schwere Geburt: Was sollte auf „Rumours“, das hochgelobte, in astronomischen Stückzahlen verkaufte, Grammy-dekorierte Album aus dem Jahr 1977 noch folgen? Fleetwood Mac gaben die Antwort zwei Jahre später mit der Doppel-LP „Tusk“ – kommerziell nicht so erfolgreich wie der Vorgänger, bot sie eine Reihe experimenteller Ansätze, die überwiegend dem musikalischen Ideenreichtum Lindsey Buckinghams entsprangen.

Es war eine schwierige Phase, in der sich die Gruppe nach dem Megaerfolg von „Rumours“ wiederfand. Die Aufnahmen zur Nachfolge-LP waren getrübt. Privat knirschte es an vielen Ecken. Mick Fleetwoods Ehe war gescheitert, er fand die Nähe zu Stevie Nicks, die er dann für deren Freundin Sara aufgab. Lindsey Buckingham dagegen war mit seiner künstlerischen Situation unzufrieden und suchte, fasziniert von der aktuellen Punk- und New-Wave-Szene, Erfüllung abseits des Popmainstreams. Er war seit seinem Einstieg mit Nicks vom Gitarristen zum eigentlichen musikalischen Kopf der Gruppe gereift und beklagte sich bitter bei Fleetwood: „Es kommt mir so vor, als ob ich zu viel für die Band opfere. Ich gebe ja alles her.

Wenn ich eine tolle Idee habe, stecke ich sie in einen Song von Stevie, für mich selbst bleibt überhaupt nichts.“ Das änderte sich bei dem gerade in mehreren Versionen wiederveröffentlichten „Tusk“ (Review in dieser Ausgabe): Buckingham nahm mit Fleetwoods Segen, allerdings nicht zur Freude von John und Christine McVie, einige Songs zuhause auf, spielte zum Beispiel den von ihm gewünschten Schlagzeugsound auf einer Kleenexschachtel, den Fleetwood dann im Studio verfeinerte. Resultat dieser Arbeitsweise: Neun von zwanzig „Tusk“-Titeln stammen aus der Feder Buckinghams – beim Vorgängeralbum waren es gerade mal drei von elf gewesen.

Apropos Studio: Nach „Rumours“ hatte sich die Gruppe entschlossen, nie wieder auf der Suche nach geeigneten Aufnahmemöglichkeiten von Studio zu Studio zu pilgern. Fleetwoods Vorschlag, ein eigenes zu kaufen „und nach den Vorgaben unserer Tontechniker einzurichten“, wurde als zu teuer verworfen. Stattdessen gaben Mac 1,4 Millionen Dollar aus, um einen Aufnahmesaal im Village-Recorder-Studio von Los Angeles maßgerecht umzubauen. Fleetwood: „Die Soundwände waren die besten, die es auf der Welt gab, der Regieraum war mit allem Komfort ausgestattet, im Foyer gab es englisches Bier vom Fass. Keine technische Finesse war uns zu teuer.“

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 177 (Feb. 2016).