GROBSCHNITT - Manchmal gibt das Universum wieder etwas frei

23. April 2015

Grobschnitt Krautrock

Ein kleines unscheinbares Städtchen nahe Hagen im südöstlichen Ruhrgebiet. Auf dem Weg ins Studio des Remaster-Experten Eroc treffen Redakteur Marcus Wicker und Autor Walter Sehrer sowie Fotograf Lutz Diehl auf der Straße auf Gerd Kühn-Scholz alias Lupo, seines Zeichens Originalgitarrist von Grobschnitt. In seiner blauweißen Sporttasche trägt der bekennende Schalke-Fan einen Laptop. Er ist heute Eventmanager und noch immer gertenschlank. Auf sein erstes Interview seit einem Vierteljahrhundert hat er sich gut vorbereitet. Im Studio erwartet uns ein gutgelaunter Eroc und bewirtet uns mit Kaffee und Kuchen. Im intensiven Vierergespräch rauscht der Nachmittag nur so vorbei. Aber es ist genug Zeit, um ausführlich über die Box „79:10“ und vor allem über die bewegte Bandgeschichte und eine mögliche Zukunft der Gruppe zu sprechen.

eclipsed: Leute außerhalb des Bandzirkels mussten annehmen, dass nach all den historischen „Grobschnitt Storys" und der Stilllegung der letzten Live-Formation das Kapitel Grobschnitt ein für allemal beendet ist. Jetzt steht euer kompletter Bandkatalog neu in den Läden. Wie kam’s dazu?

Lupo: Ich muss etwas weiter ausholen. Ich hatte 1989 nach dem Ende unserer „Last Party“-Tour in verschiedenen Interviews gesagt: „Wir hören jetzt auf und verschwinden ins Universum.“ Und hinzugefügt: „Manchmal gibt das Universum aber auch wieder etwas frei.“ Im Sommer 2012 war es dann endlich soweit. Zuvor hatte ich immer wieder Anfragen von Plattenfirmen zu den Grobschnitt-Platten erhalten, die noch nicht remastert auf dem Markt waren. Ab 2006 habe ich dann Gespräche mit Universal Music geführt, weil die über Metronome ja die Rechte besitzen. Mein Ziel war immer: wenn wir die Sachen noch einmal veröffentlichen, dann aber auch komplett alle vierzehn Alben und bei einer großen Plattenfirma.

eclipsed: Warum?

Lupo: Kleine Labels waren für mich nicht der richtige Weg, denn wir wollten das dieses Mal weltweit mit einem entsprechenden Marketingapparat veröffentlichen, den eben nur eine große global operierende Firma hat. Mit den Vermarktungsmöglichkeiten von heute hätten wir damals einen ganz anderen Bekanntheitsgrad erreichen können. Die Gespräche liefen dann tatsächlich sechs Jahre lang bis 2012. Erst da saß ein Labelmanager, der aufrichtiges Interesse am Gesamtkatalog hatte und auch die Produkte veröffentlichen wollte, von denen die Rechte noch nicht bei Universal lagen.

eclipsed: Wie lief das mit dem Austausch zwischen euch beiden, Eroc und dir?

Lupo: Parallel haben sich Eroc und ich uns ebenfalls ab 2012 wieder über alles unterhalten. Eroc hatte mit Universal auch bereits über ein künftiges Remastering gesprochen. So kam alles ins Rollen.

Eroc: Man darf nicht vergessen, meine "Grobschnitt Storys" waren seit 2001 ja alle nur in ganz kleinem Rahmen erhältlich. Universal hatte dann 2007/2008 über SPV dann wieder originale Grobschnitt-Alben von mir remastert herausgebracht: „Rockpommel’s Land“, „Solar Music Live“, „Illegal“. SPV geriet jedoch später leider etwas unter die Räder, wodurch diese Veröffentlichungen schlagartig vom Markt verschwanden. Universal zog alle Rechte zurück mit der Option, das irgendwann selbst übernehmen zu wollen. 2012 kam dann von ihnen das Signal, dass es losgehen sollte. Lupo und ich sagten sofort: Wenn, dann bitte auch alle Alben und nicht nur die Sahnehäubchen.

eclipsed: Die späteren Alben ab 1984 gibt es ja schon sehr lange nicht mehr, oder es gab sie – wie „Sonnentanz Live“ – noch nie auf CD.

Lupo: Richtig. Wir kamen dann mit dem Label schnell überein, dass der gesamte Katalog neu veröffentlicht werden kann.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 170 (Mai 2015).