JEAN-MICHEL JARRE - Eine kurze Geschichte der elektronischen Musik

22. Oktober 2015

Jean-Michel Jarre

Wir treffen Jean-Michel Jarre, 67, in einer Berliner Luxusherberge zum Gespräch über sein neuestes Projekt „Electronica 1 + 2“. Der Franzose hat 30 namhafte Musiker eingeladen, gemeinsam mit ihm zwei Konzeptalben einzuspielen – gewissermaßen die DNA der elektronischen Musik. Der erste Teil erscheint im Oktober, der zweite folgt im April.

eclipsed: In dem Projekt „Electronica“ erzählst du auf zwei Alben die Geschichte der elektronischen Musik und ihres Vermächtnisses aus deiner Perspektive. Wie viel Zeit hast du in dieses Projekt gesteckt?

Jean-Michel Jarre: Ich habe vier Jahre daran gearbeitet und seit drei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Dieses Projekt ist größer geworden, als ich dachte. Eine unendliche Geschichte auch deshalb, weil ich dazu neige, ständig etwas an der Musik zu verändern. Auch wollte ich alle Beteiligten persönlich treffen. Heutzutage senden sich Künstler, die sich nie persönlich getroffen, die nie miteinander gesprochen haben, gegenseitig Files zu. Ich möchte echte Begegnungen, das ist viel reizvoller.

eclipsed: Was macht ausgerechnet den Gitarristen von The Who zu einem Pionier der elektronischen Musik?

Jarre: Dafür gibt es viele Gründe. Pete Townshend war der erste Musiker, der elektronische Klänge und Sequenzer in die Rockmusik integriert hat. Ein typisches Beispiel dafür ist der Song „Baba O’Riley“ von The Who. Der Song ist eine Hommage an Terry Riley, und mein erster Job war der eines Assistenten in jenem Studio, in dem Terry Riley arbeitete (s. a. Artikel zur Minimal-Music in dieser Ausgabe). Pete Townshend erfand auch das Genre Rockoper. Ich beschäftigte mich als Student stark mit den Opern von Richard Wagner, der stets die Zusammenarbeit mit Künstlern anderer Sparten suchte. Wagner inspirierte mich schließlich dazu, bei meinen Konzerten mit Video und Licht zu arbeiten.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 175 (November 2015).