OPETH - Der Geist von Wales

29. August 2014

Opeth

Ende April. eclipsed sitzt zusammen mit Sänger/Gitarrist Mikael Åkerfeldt und Gitarrist Fredrik Åkesson auf dem sonnendurchfluteten Balkon eines Berliner Hotels unweit des Alexanderplatzes. Das neue Album „Pale Communion“ ist längst vorspielreif, und doch müssen Opeth die Veröffentlichung kurzfristig auf Ende August verschieben. Grund: Bandboss Åkerfeldt hat bei seinem Hauskünstler Travis Smith ein dreigeteiltes Covergemälde in Auftrag gegeben, das wohlige Erinnerungen an Emerson, Lake & Palmers „Pictures At An Exhibition“ weckt, aber nicht rechtzeitig fertig geworden ist.

eclipsed: Mikael, euer letztes Album „Heritage“ stellte den radikalsten Bruch in der Geschichte von Opeth dar. Was hat diese Veränderung bewirkt?

Mikael Åkerfeldt: Zum ersten Mal in unserer Karriere haben wir sehr viele alte Fans verloren, die unseren Weg nicht mehr mitgehen wollten. Gleichzeitig sind aber viele neue aus dem Rock- und Prog-Lager auf uns aufmerksam geworden. Wir waren über die Vielzahl der negativen Reaktion natürlich schon sehr überrascht, aber aus meiner Sicht wäre es kommerzieller Selbstmord gewesen, mit derselben Formel wie auf „Ghost Reveries“ und „Watershed“ weiterzumachen.

eclipsed: Ständiger Wandel und das Erschließen neuer Pfade sind Kernelemente der Opeth-Philosophie. Diese künstlerische Freiheit muss sehr befriedigend sein.

Fredrik Åkesson: Das ist wirklich ein Privileg, wobei ich persönlich immer ein wenig länger brauche, um mich an Mikaels kreative Gedankensprünge zu gewöhnen. Aber sein Visionen haben nur das Beste für die Band gebracht, daher vertraue ich ihm da voll und ganz.

Åkerfeldt: Wir könnten locker wieder eine reine Death-Metal-Platte aufnehmen, und niemanden würde das wundern. Ich bin mir aber gar nicht mehr so sicher, ob diese stilistische Vielfalt wirklich so segensreich für uns ist oder ob sie für unsere weitere Karriere vielleicht nicht sogar hinderlich ist. Eines ist sicher: Ich möchte in keiner anderen Position sein.

eclipsed: Bei „Pale Communion“ scheinen Erwartungshaltungen jedenfalls keine Rolle gespielt zu haben.

Åkerfeldt: (lacht) Wir setzen nach wie vor alles daran, um nicht erfolgreich zu sein. Wir wollen einfach nicht berechenbar sein. Was bringt mir eine riesige Anhängerschaft, die nur auf kommerziellem Kalkül basiert. Das ist nicht mein Ansatz, und es würde die Kreativität des Augenblicks in höchstem Maße verwässern. Ich schreibe Musik nun mal in erster Linie für mich selbst, und es wäre geradezu ein Verrat meiner eigenen Persönlichkeit, wenn ich mir diese Freiheiten nicht auch weiterhin zugestehen würde.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 163 (September 2014).