OPETH - In die Welt der Zauberin

21. September 2016

Opeth

Interviews mit Mikael Åkerfeldt sind in diesem September schwer zu bekommen. Selbst für Label und Management ist der Opeth-Chef längere Zeit nicht greifbar gewesen. Dabei möchte doch Gott und die Welt mit dem Sänger/Gitarristen über das neue Album „Sorceress“ (dt.: Zauberin) sprechen. „Schreib das ruhig, ist doch eine coole Geschichte“, so Naturfan Åkerfeldt lachend auf die Frage, ob er sich mal wieder im Wald vor der Öffentlichkeit versteckt hat. Eine durchaus bezeichnende Aussage. Und hat man den 42-jährigen Vater von zwei Kindern erst einmal beim Wickel, darf man sich über einen äußert eloquenten, witzigen, freundlich-zuvorkommenden und vor allem sehr gesprächigen Interviewpartner freuen. Vereinbarte Gesprächszeiten ignoriert er dann gerne einmal und überzieht satt. Gegenüber eclipsed zeigt sich Åkerfeldt darüber hinaus wieder einmal als enthusiastischer Progfan und fanatischer Vinylsammler. Das eigene Album rückt dabei schnell mal in den Hintergrund.

eclipsed: Will man einen Hinweis darauf bekommen, wie ein neues Opeth-Album klingen könnte, kann ein Blick in die jüngsten Zugänge deiner Vinylsammlung ein Fingerzeig sein.

Mikael Åkerfeldt: Mein Musikgeschmack hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Ich habe begonnen, Jazz zu hören und unter anderem zahlreiche [John-]Coltrane-Platten erstanden. Ich hätte nie gedacht, dass mir Coltrane gefällt, da ich eigentlich eher ruhigen, gemütlichen Jazz bevorzuge. Das ist also aktuell die einzige neue Inspirationsquelle für mich. Abgesehen davon höre und kaufe ich Musik wie sonst auch: Prog, Symphonic Rock, Singer-Songwriter, Metal, Hardrock.

eclipsed: Du bist dafür bekannt, stets obskure Prog-Geheimtipps auszugraben. Was kannst du aktuell empfehlen?

Åkerfeldt: Ich bin gerade schwer verliebt in die Italiener Il Paese Dei Balocchi. Die haben 1972 ihr einziges Album gemacht, das unmenschlich gut ist und alles beinhaltet, was ich an Progressive Rock liebe. Es ist so wundervoll mit Orchester untermalt und episch. Die Streicher sind grandios, alles ist düster und traurig inszeniert. Ich verstehe nicht, warum die Band nicht noch mehr Alben gemacht hat.

eclipsed: Wie beschaffst du dir selbst die Informationen?

Åkerfeldt: Ich kann da zwei Bücher empfehlen: zum einen „The Tapestry Of Delight“, das mir bei der Suche nach britischen Beat-, Progressive- und Psychedelic-Bands sehr hilfreich ist. Zum anderen „Record Collector Dreams“, das ist sehr schön nach Ländern kategorisiert. Ich finde es total spannend, in die Eigenheiten spezieller Länderszenen einzutauchen. Momentan bin ich sehr auf tschechische Künstler fixiert. Hier kann ich die Fusion-Band Energit empfehlen, die Mitte der Siebziger zwei echt abgefahrene Alben gemacht hat. Oft kaufe ich aber auch Alben, weil mir einfach nur das Cover gefällt. Damit bin ich aber auch schon einige Male auf die Nase gefallen. (lacht)

Lest mehr im eclipsed Nr. 184 (Oktober 2016).