DEEP PURPLE 50 - Teil 2: Die Gitarristen

DEEP PURPLE 50 - Teil 2: Die Gitarristen

Deep Purple ist eine Band für Gitarristen. Bei Deep Purple kannst und musst du als Gitarrist zum Held werden. Die Vorlage dazu hat Ritchie Blackmore geschaffen und mit Leben ausgefüllt wie kein zweiter Rockgitarrist. Riesige Fußstapfen, in die ein Tommy Bolin aufgrund der Drogen nicht hineinwachsen konnte. Und eine Rolle, die Joe Satriani, trotz all seiner Brillanz an der Gitarre, nicht annehmen wollte. Selbst auf Steve Morse fällt nach zweieinhalb Jahrzehnten in der Band immer noch der mächtige Schatten Blackmores.

Ian Gillan nennt die Gitarristen, die in Diensten von Deep Purple stehen, gerne „Mandolinenspieler“. Diese Verniedlichung hat Methode, denn nur so kann der Frontmann es ertragen, dass bei Purple alle Augen und Ohren immer auf den Gitarristen gerichtet sind. Ein guter Purple-Song wird stets danach beurteilt, wie einprägsam das Gitarrenriff und wie virtuos das -solo ist.

„Als ich 1993 den Anruf bekam, dass ich bei Deep Purple einsteigen kann, sagte ich kurz und bündig: ‚Niemand kann Ritchie Blackmore ersetzen!‘ und legte auf“, erzählt Joe Satriani immer wieder gerne. Letztlich hat er sich doch breitschlagen lassen. „Ich habe dann zurückgerufen und gefragt, ob der Job noch zu haben ist, denn mit den Original-Deep-Purple in einer Band zu spielen, war doch zu verlockend.“ Diese innerliche Zerrissenheit Satrianis hat seinen Grund: Blackmore hat zwischen 1968 und 1975 sowie zwischen 1984 und 1993 tiefe Spuren im Werdegang von Deep Purple hinterlassen. Selbstverständlich haben alle anderen Instrumentalisten und Vokalisten zum Gesamtergebnis beigetragen, doch standen Blackmores Riffs und Soli fast immer in vorderster Front, sie haben die Songs und den Sound von Deep Purple und damit den Sound der Siebzigerjahre geprägt.

Blackmore, angetrieben, es dem mit dem profunderen musikalischen Wissen ausgestatteten Jon Lord gleichzutun und ihn sogar zu übertreffen, war ab 1970, ab dem „In Rock“-Monument, wie im Rausch. Sein launisches Naturell war sein musikalisches Plus. Ein in sich ruhender Mensch hätte nie solche rockmusikalischen Meisterwerke komponiert und sie zugleich so präzise und messerscharf umgesetzt. Er verband die Explosivität eines Jimi Hendrix mit der Virtuosität eines Jeff Beck und fügte den Melodienreichtum von Hank Marvin und Buddy Holly hinzu.
Dazukam, dass die musikalische Aufbruchsstimmung der Jahre 1967/68 in den frühen Siebzigern noch nicht verpufft war. Blackmores Gitarrensound sprang einem ins Gesicht, und sein Ton war unter Tausenden heraushörbar.

„Wenn ich heute mit anderen Gitarristen spreche“, so Blackmore, „bin ich erstaunt, mit wie viel theoretischem Wissen diese Gitarre spielen. Ich habe meine Gitarre an den Verstärker angeschlossen und ein wenig herumgespielt, bis ich mit dem Sound zufrieden war, dann hat Paicey das Ganze mit einem Rhythmus unterlegt, und Jon ist dazu eingestiegen. Das war genau der richtige Moment, um sie mit einem Riff, das mir beim Üben am Tag zuvor spontan eingefallen war, zu konfrontieren.“ Selbst Sänger Ian Gillan ist dieser Sicht der Dinge nicht abgeneigt: „Purple sind in allererster Linie eine Instrumentalband.“

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