DESERT MOUNTAIN TRIBE - Per Billigflug zum neuen Album

26. Juni 2018

Desert Mountain Tribe

DESERT MOUNTAIN TRIBE - Per Billigflug zum neuen Album

Das neue Album „Om Parvat Mystery“ von Desert Mountain Tribe hat eine kuriose Entstehungsgeschichte. eclipsed sprach mit Philipp Jahn, dem deutschen Bassisten des Londoner Trios, über die Hintergründe des Albums, das den bisherigen Stilmix des Debüts „Either That Or The Moon“ noch erweitert und nun TripRock, Independent, New Artrock, Space Rock, Ethno, Industrial und Shoegaze verquirlt.

eclipsed: Woher kommt diese große Vielfalt auf „Om Parvat Mystery“?

Philipp Jahn: Wir mögen es eben abwechslungsreich. Wir wollten zwar kein monotones Brett, dennoch ist diese Vielfalt unbewusst entstanden.

eclipsed: Welche Veränderungen gab es im Vergleich zum Vorgängeralbum?

Jahn: Keine bewussten jedenfalls. Es passiert einfach. Ohne unser Debüt schlecht zu machen, aber es erscheint mir aus heutiger Sicht etwas schwerfällig und ausufernd. Jetzt spielen wir mehr auf den Punkt und leichtfüßig. Das ist auch die Erfahrung, die wir ihn den letzten zwei Jahren gesammelt haben. Die Texte sind jetzt auch besser.

eclipsed: Ihr habt das Album zum Großteil auf den Färöer-Inseln aufgenommen. Wie kam es dazu?

Jahn: Das war purer Zufall. Wir wurden zum G! Festival auf den Färöer-Inseln eingeladen. Die Flüge dorthin waren extrem teuer. Aber eine Woche vorher waren sie billig im Angebot. Wir flogen also eher. Die Veranstalter dort waren total kooperativ und haben uns in einem kleinen Tonstudio untergebracht, wo wir die eine Woche schlafen konnten. Dort auf der Insel gab es nichts zu tun. Einen Pub gab es dort. Nach zwei Tagen kanntest du alle Leute. Dann haben wir die eine Woche einfach genutzt und begonnen, das Album aufzunehmen.

eclipsed: Najma Akhtar, die britische Weltmusikerin mit indischen Wurzeln, hat einen Gastauftritt bei euch. Sie bringt indische Ethno-Elemente hinein. Wie kam es dazu, dass sie mitsingt?

Jahn: Als wir auf Tour in Amerika waren, sprach uns ihr Manager in New Jersey an. Er bot uns an, mit den von ihn betreuten World-Musikern zusammenzuarbeiten. Als wir dann später das Album schrieben, dachten wir, es wäre doch cool, wenn wir eine indische Stimme dabeihätten. Also nahmen wir wieder Kontakt zu ihm auf und Najma, die sowieso in London war, sang bei uns mit. Wir wollten schon immer ein wenig in diese Richtung gehen.

eclipsed: Ihr seid ein Londoner Trio. Dennoch stammen mit Dir und deinem Bruder Felix am Schlagzeug zwei von euch aus Deutschland. Was hat euch nach London verschlagen?

Jahn: Die Musik war nicht der Auslöser. Wir sind beide nach London gegangen, um dort zu studieren. Felix studierte Theater und ich Psychologie. Wir haben dort den Sänger und Gitarristen Jonty Balls kennengelernt und sind nach dem Studium dageblieben, um mit Jonty als Desert Mountain Tribe Musik zu machen.

eclipsed: Einfach so in London zu bleiben, um Musik zu machen, ist ein gewagter Schritt. Das wollen schließlich sehr viele und scheitern.

Jahn: Schon während des Studium haben wir die richtigen Leute zur richtigen Zeit kennengelernt. Der Londoner Underground ist eine quirlige, vibrierende Szene. Wir haben uns dort viele Freunde und ein Following erspielt und erfahren große Unterstützung. Vielleicht war es Glück, dass wir die richtigen Kontakte hatten. Aber wir haben diese auch mit viel Networking erreicht.

eclipsed: Dein Bruder hat nun aber nach Fertigstellung des neuen Albums die Band verlassen.

Jahn: Ja, das war erst mal ein Schock für uns. Er hat es uns erst am letzten Tag der Aufnahmen erzählt. Es hatte also keinen Einfluss auf das Album. Er ist einfach an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem er etwas anderes tun muss. Wir sind weiterhin Freunde. Mit Frank van der Ploeg haben wir aber schon einen Ersatz gefunden. Frank stammt aus Amsterdam, lebt aber auch in London.

eclipsed: Bereits nach dem Debütalbum seid ihr durch Europa und Nordamerika getourt. Ungewöhnlich nach nur einem Album.

Jahn: Wir haben ja nicht nur in Europa mit Membran aus Hamburg ein Label. In den USA sind wir bei Metropolis in Philadelphia unter Vertrag. Und die haben dafür gesorgt, dass wir schon zwei Mal durch Amerika getourt sind.

eclipsed: Ich habe euch vor zwei Jahren live in Hamburg gesehen. Gegenüber den verspielten Studioaufnahmen spielt ihr live viel kräftiger und druckvoller.

Jahn: Das kommt fast zwangsläufig. Live haben wir nicht so viele Instrumente, nur Gitarre, Bass, Schlagzeug. Das müssen wir mit Druck und Lautstärke ausgleichen. Bei den Studioaufnahmen denken wir aber nicht daran, ob und wie es live zu spielen ist. Wir wollen lieber im Studio ein gutes Lied produzieren.

*** Interview: Bernd Sievers

Mehr zur Band: www.desertmountaintribe.com