EARTHLESS - Auf sie mit Gebrüll

20. März 2018

Earthless

Earthless haben auf ihren bisherigen Studioalben vor allem mit langen, instrumentalen Tracks voller ebenso langer Gitarrensoli geglänzt. Diese Mischung aus Retrorock und Psychedelic ist auch auf „Black Heaven“, dem vierten Album des Trios aus San Diego vertreten, aber die insgesamt sechs Tracks sind kürzer geworden und vier von ihnen haben sogar Gesang. Selbstverständlich stehen aber weiter all die Gitarrensoli im Fokus. eclipsed sprach dem Gitarristen Isaiah Mitchell.

eclipsed: Die Tracks auf dem neuen Album sind deutlich kürzer als noch auf den ersten drei Alben. Warum diese Entwicklung?

Isaiah Mitchell: Dieses Mal hatten wir so viele Songs geschrieben und viele waren es einfach wert, auf das Album zu kommen. Sie schrien förmlich danach und formten so das Album. Das Album wollte es einfach so und wir haben darauf gehört. 

eclipsed: Hast du keine Lust mehr auf 15-minütige Gitarrensoli?

Mitchell: Oh doch. Ich liebe das und werde das auch weiterhin tun. Live werden wir sowieso die langen, improvisierten Jams spielen.

eclipsed: Ihr habt schon mal auf den Unterschied zwischen Improvisieren und Jammen hingewiesen. Während Jammen kein wirkliches Ziel verfolgt, ist Improvisieren eher zielgerichtet. Wie sind die Tracks von „Black Heaven“ entstanden?

Mitchell: „Electric Flame“ ist ein Jam, der bei den Proben entstanden ist. Mike [Eginton, Bass] und Mario [Rubalcaba, Drums] haben an „Black Heaven“ schon länger gearbeitet und zu dritt haben wir das dann weiterentwickelt. Bei „End To End“, „Gifted By The Wind“ und „Sudden End“ stammt das Gerüst von mir. Zusammen haben wir dann das daraus gemacht, was schließlich auf dem Album gelandet ist. 

eclipsed: Auf dem neuen Album habt ihr plötzlich Gesang, den du übernommen hast. Habt ihr plötzlich etwas zu sagen?

Mitchell: Wir wollten das einfach ein bisschen reinmischen. Wir hätten zwar nicht gedacht, dass gleich vier der sechs Songs Vocals haben werden, aber diese Songs fühlten sich einfach am stärksten für das Album an. Es war erfrischend, dass wir mit dem Gesang etwas Neues ausprobiert haben. Wir haben unserer Stilpalette eine neue Facette hinzugefügt. Es macht uns als Band vielseitiger.

eclipsed: Es hat fünf Jahre seit dem letzten Album gedauert. Das ist zwar kürzer als die sieben Jahre bis zum vorletzten Album „From The Ages“ 2013, nichtsdestotrotz sind fünf Jahre eine lange Zeit. Warum hat es so lange gedauert?

Mitchell: Das ist wirklich verdammt lang. Es gibt keinen besonderen Grund dafür. Wir alle haben ein Leben neben der Musik, das auch seine Zeit einfordert. Wir sind auch sehr viel getourt und haben dazwischen einfach keine Gelegenheit gehabt, an neuen Stücken zu arbeiten. So einfach ist das. Ich denke, dass wir nicht wieder so viel Zeit verstreichen lassen werden.

eclipsed: Warum habt ihr früher diverse Angebote von verschiedenen Sängern, die bei euch einsteigen wollten, abgelehnt?

Mitchell: Bislang waren wir mit dem zufrieden, was wir mit unseren Instrumenten erreichen konnten. Daher wollten wir auch nie einen Sänger haben. Aber da ich selbst auch singen kann, hatten wir also schon immer einen Sänger. Ich war nur zu sehr mit der Gitarre beschäftigt. Bevor wir einen Sänger integrieren, würden wir vermutlich eher ein weiteres melodisches Instrument wie die Gitarre hinzunehmen.

eclipsed: Wer sind deine „Gitarrenhelden“, die dich beeinflusst haben?

Mitchell: Billy Gibbons, Jimi Hendrix, Neil Young, Frank Zappa, Richard Thompson, Ry Cooder … die Liste ist endlos.

eclipsed: Im März startet ihr zu einer Welttournee. Worauf freust du dich am meisten?

Mitchell: Ich freue mich tatsächlich darauf, nahezu jeden Abend zu spielen. Das finde ich klasse. Ein gute Show zu spielen für die Leute, die kommen uns zu sehen.

eclipsed: Ihr werdet wieder auf dem Roadburn-Festival in Tilburg spielen. Dieses Jahr aber als „Artist In Residence“ an allen drei Abend und einmal sogar mit Damo Suzuki.

Mitchell: Das ist eine Ehre für uns. Zehn Jahre nach unserem ersten Auftritt beim Roadburn-Festival, den wir ja auch auf einem Album veröffentlicht haben. Ich kann es gar nicht abwarten, alle drei Abende mit unseren Freunden dort zu spielen. Damo Suzuki ist einer unserer großen Helden. Er ist ein Grund dafür, warum es Earthless als Band überhaupt gibt. Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit.  

*** Interview: Bernd Sievers