EUROPE - Der Durchbruch nach dem Erfolg

15. November 2017

Europe

Als Hardrockfan kommt man spätestens seit ihrem achten Studioalbum „Last Look At Eden“ (2009) nicht mehr an Europe vorbei. Das klingt zunächst einmal merkwürdig, schließlich führte die Band in ihrem ersten Leben in den Achtzigerjahren mit „The Final Countdown“ weltweit die Charts an und füllte die Konzerthallen. Doch erst nach der Reunion 2003 wurden Europe zu dem, was Sänger Joey Tempest und Gitarrist John Norum sich schon bei der Gründung von Force, wie sie bis 1982 hießen, erhofft hatten: in einem Atemzug mit den Hardrockgrößen der Siebziger genannt zu werden.

Nach stotterndem Comebackstart mit zu modernistischem Hardrock, rissen sie sich ab „Last Look At Eden“ am Riemen. Und sie steigerten sich: Mit „Bag Of Bones“ (2012) und „War Of Kings“ (2015) ging die Formkurve steil nach oben. Die Lobeshymnen auf Tempest, Norum und Co. waren vielstimmig, und eine weniger selbstbewusste Band wäre angesichts der Erwartungshaltung nach solchen Großtaten bei den Aufnahmen zu „Walk The Earth“ sicher verkrampft.

eclipsed-Autor Michael Lorant ist nach einigen Albumdurchgängen im heimatlichen Dortmund aber schon in Feierlaune, als Joey Tempest aus seiner Wahlheimat London – seinerseits gut gelaunt – anruft.

eclipsed: Ihr habt „Walk The Earth“ in London in den Abbey Road Studios aufgenommen. Du wohnst nicht weit davon entfernt. Kann man bei dieser räumlichen Nähe überhaupt den Alltag ausblenden und sich voll auf die Musik konzentrieren?

Joey Tempest: Die anderen fünf waren weit genug weg von ihrer Homebase.

eclipsed: Fünf? Beziehst du Produzent Dave Cobb inzwischen als Bandmitglied mit ein?

Tempest: Ja. Dave ist nicht einfach nur unser Produzent. Es ist genauso sein Album wie unseres. Aber um auf die erste Frage zurückzukommen: Die Aufnahmen dauerten zwei Wochen, und ich konnte mich gut konzentrieren. London meint es mit mir und auch mit der Band gut.

eclipsed: Du spielst darauf an, dass ihr inzwischen zwei Liveaufnahmen aus London veröffentlicht habt.

Tempest: Neben Schweden haben wir in Großbritannien und speziell in London ein besonders fanatisches und treues Publikum.

eclipsed: „Walk The Earth“ klingt noch verspielter als eure letzten drei Werke. Liegt das auch daran, dass ihr Cobb noch mehr vertraut?

Tempest: Zum großen Teil ja. Auf „War Of Kings“ kamen wir so gut mit ihm zurecht, dass wir ihn noch stärker mit einbezogen haben und gleichzeitig ergebnisoffen an das Album herangegangen sind. Du hattest mich vor den Aufnahmesessions gefragt, wie es weitergehen wird mit Europe. Eine berechtigte Frage nach „War Of Kings“, das für uns bis dahin der musikalische Höhepunkt unserer Karriere gewesen ist. Ich wusste dir nichts Konkretes zu antworten, weil ich es einfach nicht konnte. Aber wir haben inzwischen so viel Vertrauen in uns, dass wir es auch mal laufen lassen können. Wir wissen, dass es letztendlich nur gut werden kann.

Lest mehr im eclipsed Nr. 195 (11-2017).