FAIRPORT CONVENTION - Zehn Jahre kreativer Widerstand

15. September 2017

Fairport Convention

Es lässt sich auf den Tag genau festmachen: Am 27. Mai 1967 gründeten sich im Londoner Stadtteil Muswell Hill Fairport Convention, eine Formation, die Geschichte schreiben sollte. 1969 hatte die Gruppe mit den Platten drei und vier, „Unhalfbricking“ und „Liege & Lief“, ihre ganz persönlichen Folkrockstatements abgeliefert. Die fünf Musiker, alle in ihren frühen Zwanzigern und darunter, entstaubten die traditionelle englische Folklore, indem sie diese mal mit kernigem, mal mit fein ziseliertem Rock anreicherten. Ein neues Genre war geboren!

Bis heute haben Fairport Convention, denen anfangs unter anderen Judy Dyble, Sandy Denny und Richard Thompson angehörten, 24 weitere Tonträger veröffentlicht, von unterschiedlicher Qualität und mit wechselnden Mitstreitern. 1979 löste sich die Truppe auf, nur um sich im darauffolgenden Jahr neu zu definieren. Sie veröffentlicht bis heute Alben, zuletzt im Januar „50:50@50“, und gibt unverdrossen Konzerte. Gründungsmitglied Simon Nicol (66) spricht mit eclipsed über die bewegte Vergangenheit der Gruppe und ihre aktive Gegenwart.

eclipsed: Was sind deine Erinnerungen an das Jahr 1967?

Simon Nicol: Ich bin im Oktober 1950 geboren, habe die Schule mit 15 verlassen, seitdem lebe ich ausschließlich von der Kunst. Schon mit elf begann ich, auf meine Musikerkarriere hinzuarbeiten. Ich übte täglich mehrere Stunden auf der Gitarre. Meine Eltern waren wenig begeistert von meinem Entschluss, mich von der Schule abzumelden. Aber ich bin ein Sturkopf, der war ich schon als kleiner Junge. Sie konnten mich nicht davon abhalten, mich ausschließlich der Musik zu widmen.

eclipsed: So, und jetzt zu 1967…

Nicol: 1967 war ich der Superhippie mit langen Haaren und einem großen Peace-Zeichen auf der Gitarre. Bringen wir es auf den Punkt: Ich war bereit, eine unkonventionelle Band wie Fairport Convention mitzubegründen. In London war der Summer of Love ausgebrochen. Es brauchte eine Gruppe wie uns, die einer solch einzigartigen Bewegung einen friedfertigen modernen Folkstempel aufdrückte.

eclipsed: Wart ihr Freunde, als ihr die Gruppe gründetet?

Nicol: Zu der Zeit waren in London alle Menschen Freunde, die Haare trugen, die bis über die Schultern wallten, die Musik machten und die an eine andere, spannendere Welt glaubten. Das Schicksal schweißte uns zusammen. Wir waren eine Minderheit von Außenseitern, die sich gegen den Spießeralltag stellten, den die meisten Londoner lebten. Diese Art von Freundschaft ist herrlich aufregend und die beste, die ich kenne.

eclipsed: Wie fühlt es sich an, Mitglied einer Band zu sein, die seit einem halben Jahrhundert existiert?

Nicol: Ich mag rasant auf die siebzig zugehen, aber glaube mir, ich agiere nach wie vor mit der Leidenschaft eines glühenden Teenagers, nur eben im Körper eines alten Mannes. Mein Kopf allerdings ist frei und jung und offen für alles, was die Zukunft bringen mag.

Lest mehr im eclipsed Nr. 193 (09-2017).