KRAFTWERK - Die Entstehung von „Die Mensch-Maschine“

15. Mai 2018

Kraftwerk

KRAFTWERK - Die Entstehung von „Die Mensch-Maschine“

Vom Golem bis zu Frankenstein – der Maschinenmensch ist eine Vision, die den Menschen seit Jahrhunderten bewegt. Die deutsche Formation Kraftwerk ließ den Traum von der Mensch-Maschine wahr werden. Vor vierzig Jahren erschien unter eben diesem Namen ihr bahnbrechendes Werk, dessen Einfluss nicht nur auf Musiker ausstrahlte, sondern sich gleich in die DNA aufkeimender Musikstile einschleuste, um dort sein eigenes Erbgut weiterzugeben.

Musikalisch tat sich im Deutschland des Jahres 1977 viel. Der Münchner Produzent Giorgio Moroder hatte seine Synthie- und Vocodersounds zum weltweiten Trademark für Munich Disco gemacht, mit „From Here To Eternity“ oder der Donna-Summer-Kooperation „I Feel Love“ feierte er Welthits. Und dann kam da noch das andere Ding aus England. „Die Punk-Bewegung der Siebzigerjahre hatte für das Musikgeschäft in England mit Sicherheit eine wichtige Ohrenreiniger-Funktion. Es war höchste Zeit geworden, dort die eingefahrenen Strukturen der Schallplattenfirmen aufzumischen und etwas Neues zu versuchen, musikalisch und auch mit anderen Geschäftsmodellen. Diese Energie war auch in Düsseldorf angekommen.“ Der das in seiner Autobiografie „Der Klang der Maschine“ schreibt, ist niemand anderer als Karl Bartos, in jenen Tagen Drummer und Programmierer der Band Kraftwerk. Nun waren Kraftwerk beileibe keine Band, die sich auf die Pfade des Punk begeben hätte. Aber die Botschaft, die auch von den vier Düsseldorfer Maschinenmusikern nicht überhört wurde, lautete: Es gibt keine Limits mehr.

Mit ihrem Kling-Klang-Studio hatten sich Kraftwerk ein für damalige Verhältnisse höchst unkonventionelles Studio aufgebaut, in dem die Trennung von Aufnahme- und Kontrollraum aufgehoben war. Trotz akustischer Herausforderungen, die damit verbunden waren, erzielte die Band laut Bartos bei den Aufnahmen ein Gefühl, das weitgehend einer Liveatmosphäre entsprach. Eine weitere wichtige Voraussetzung für das kommende Album „Die Mensch-Maschine“ war ein neues Keyboard von Ralf Hütter, der Polymoog, eine Art Hybrid aus Orgel und Synthesizer. Bartos: „Mit dem synthetischen Violinensound-Preset griff er bei unserer ersten Session am 5. Mai 1977 auf der Tastatur einige Akkorde und improvisierte dazu Melodien auf dem Minimoog. Der Polymoog-Sound erinnerte mich an ein herkömmliches String-Ensemble, aber der Klang schien im Raum zu schweben und sich dabei ganz leicht zu drehen. Ich hatte die Assoziation einer unendlich weiten Landschaft, die sich vor mir ausbreitet.“

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