MIKE OLDFIELD - Unser Mann auf den Bahamas

Die Nachricht, dass Mike Oldfield wieder ein Rockalbum aufgenommen hat, dürfte für viele seiner Fans, eine gute sein. Immerhin liegt seine letzte Arbeit mit einfachen Gesangsstücken, „Heaven’s Open“, schon dreiundzwanzig Jahre zurück. Und der einst für seine Scheu und seinen Unwillen, mit Journalisten zu sprechen, bekannte Engländer gibt auch durchaus bereitwillig Auskunft über Studioalbum Nummer 25. Doch scheint dies nicht unbedingt der Startschuss zu einer Aktivitätsoffensive Oldfields zu sein. Der 60-Jährige führt seit geraumer Zeit auf den Bahamas das bequeme Leben eines früh verrenteten Rockstars, der nur noch das macht, wonach ihm wirklich der Sinn steht. Und dazu gehören definitiv keine Tourneen, wie er gegenüber eclipsed bekräftigt. Auch haben ihn die alten Dämonen noch nicht ganz verlassen.

eclipsed: „Man On The Rocks“ ist eine Überraschung. Wie kommt es, dass du jetzt ein Rockalbum im Stile deiner Platten der Achtzigerjahre gemacht hast?

Mike Oldfield: Nun, ich wollte einfach mal wieder etwas ganz anderes machen, und ich liebe ja auch Rock. Ich habe mit offener G-Stimmung auf der Fender Telecaster herumexperimentiert, so wie es die Rolling Stones bei vielen ihrer Tracks gemacht haben. Das erste Stück des Albums, das hieraus entstand, war dann [das stark an die Stones erinnernde] „Irene“. Das Demo, das ich selbst einsang, war gut, und so folgten viele weitere. Meine Plattenfirma fand diese Demos recht interessant, und gemeinsam mit Produzent Stephen Lipson beschlossen wir, das Ganze mit einer Liveband einzuspielen. Ich bat John Robinson, den Schlagzeuger, der auf „Tubular Bells II“ gespielt hatte, seine ideale Sessionband in Los Angeles zusammenzustellen.

eclipsed: Wie funktionierte das alles über drei Kontinente hinweg?

Oldfield: Steve fuhr nach Los Angeles, und er überwachte auch alles von seinem Kontrollraum in London aus. Ich musste mich gar nicht erst aus meinem komfortablen Semi-Ruhestands-Wohnort und meinem Studio hier in Nassau auf den Bahamas wegbewegen. Wir machten alles übers Internet. Ich war mit verschiedenen Skype-Kameras verbunden. Genauso funktionierte es auch mit [Sänger] Luke Spiller in London.

eclipsed: Früher hattest du immer mehrere Sänger auf einem Album.

Oldfield: Meine Plattenfirma hatte ihn vorgeschlagen. Ja, es gab eine Menge Diskussionen darüber, ob er sämtliche Stücke singen sollte oder ein Mix aus männlichen und weiblichen Stimmen nicht besser wäre. Ich hörte mir auch andere Sänger an, aber Luke hat den nötigen Stimmumfang und rockigen Sound, und er trifft die richtig hohen Töne.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 159 (April 2014).