THE MOODY BLUES - Auf der Suche nach dem verlorenen Akkord

11. Januar 2018

The Moody Blues

Seit vierundfünfzig Jahren sitzt Graeme Edge bei The Moody Blues hinter dem Schlagzeug. Er ist das letzte verbliebene Originalmitglied der in Birmingham gegründeten Band. Der 76-jährige Engländer ist in seinem Haus in Florida, als wir ihn für ein Telefoninterview erreichen. Er hat ein schlechtes Gewissen, mit einem deutschen Journalisten zu sprechen. „Mir fällt dann immer erst auf, wie sehr wir es vernachlässigen, in den anderen Teilen der Welt live zu spielen, während wir ab und an in England und regelmäßig hier in den Staaten auf Tour sind.“ 1964 gründete Edge mit Ray Thomas (flute, voc), Mike Pinder (keys, voc), Clint Warwick (b, voc) und dem späteren Paul-McCartney-Sparringspartner Denny Laine (g, voc) The Moody Blues. Zunächst richteten sie sich zwischen Bluesrock und Pop – oder Beat, wie man damals noch sagte – ein. „Go Now“ ist der signifikante Song dieser Frühphase.

Erst ein Besetzungswechsel 1966 führte die Band in die Erfolgsspur und in die Rockannalen. Nun, mit John Lodge (b, voc) und Justin Hayward (g, sitar, voc), veröffentlichte sie das Konzeptwerk „Days Of Future Passed“ mit dem unverwüstlichen „Nights In White Satin“. Noch bis Ende Januar 2018 führen The Moody Blues in den USA ihr Klassikeralbum anlässlich seines Jubiläums auf. Aber so groß und mächtig es im Verhältnis zu den danach veröffentlichten Werken auch erscheinen mag: Bei genauerem Hinhören offenbart sich ein noch weitaus größeres musikalisches Schaffen, angefangen bei „In Search Of The Lost Chord“.

eclipsed: Die „Days Of Future Passed Tour“ ist noch nicht zu Ende, doch stellt sich schon jetzt die Frage: Wird eine „In Search Of The Lost Chord Tour“ folgen?

Graeme Edge: (lacht) Mit dem Alter wird man langsamer. Man sollte zwar die Feste feiern, wie sie fallen, aber wir haben nicht geplant, so schnell nachzuladen und unser zweites Konzeptalbum mit einer Tour zu würdigen. Das Album stand für mich immer zu Unrecht im Schatten von „Days“. Aber das liegt meiner Meinung nach eher an der XXL-Größe von „Nights“. Ich bin auch noch immer gerührt, wenn wir diesen Track spielen. Inzwischen bedeutet er Generationen von Musikfans so viel. Da kannst du nur zurücktreten und stolz sein, Teil des Ganzen zu sein. Aber als komplettes Album sehe ich „Days“ und „In Search“ durchaus auf einer Ebene.

eclipsed: Angenommen, zu dir sagt jemand, das alles, was du an musikalisch Relevantem erschaffen hast, in den Jahren 1967 bis 1972 entstanden ist. Was antwortest du?

Edge: Gut, wäre mir 1978 oder in den Achtzigern diese Frage gestellt worden, hätte ich lautstark protestiert. Selbstverständlich sind uns auch nachher noch ganz passable Songs gelungen, aber das, was die Moodies ausmacht, entstand zwischen ’67 und ’72. Nicht vorher und nicht nachher.

eclipsed: Wie fühlt man sich als letztes verbliebenes Gründungsmitglied?

Edge: Ich empfinde mich nicht als das letzte Gründungsmitglied, denn Justin und John sind meine musikalischen Partner seit über fünfzig Jahren.

Lest mehr im eclipsed Nr. 197 (02-2018).