PRIMUS überraschen mit Kinderbuch-Vertonung und einem Comeback in Originalbesetzung

25. Oktober 2017

Primus

Les Claypool, 54, ist ein komischer Typ: grauer Ziegenbart, Strohhut, schwarze Klamotten, runde Brille und ein fast philosophischer Redefluss. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, einen Maler, Schriftsteller oder Uniprofessor vor sich zu haben. Doch der Mann aus San Francisco ist Musiker. Rockmusiker. Und was für einer: Seit Mitte der 80er ist er Mastermind, Frontmann und Bassist von Primus, hat neun Studioalben mit dem Trio und mindestens noch einmal so viele mit diversen Nebenprojekten veröffentlicht sowie die Titelmelodie zur Cartoonserie „South Park“ komponiert. Trotz seines enormen Bekanntheitsgrads hat er den großen kommerziellen Durchbruch bislang nicht erlebt. Diesen habe er aber auch nicht vermisst: „Wir sind ein paar Jahre auf der Alternative-Rock-Welle der Neunziger geschwommen, mit der wir aber im Grunde nichts zu tun hatten. Und wir waren nie die Band, die viel Airplay bekommen hat. Dafür haben wir zu viel Blödsinn gemacht, mit irren Konzepten und Nonsenssongs. Als das langweilig wurde, legten wir eine zehnjährige Pause ein.“

In dieser, das erzählt Claypool gerne, habe er sich auf die vakante Position des Metallica-Bassisten beworben. „Ich bin mit Kirk [Hammett] zur Schule gegangen, insofern kennen wir uns sehr gut. Und sie haben auch mit mir gejammt, haben mir wirklich eine Chance gegeben. Aber es war schnell klar, dass wir nicht ganz auf einer Wellenlänge liegen. Ich bin ihnen doch zu arty und durchgedreht. Das hätte nicht funktioniert.“

Zumal Claypool mit Primus Sachen machen kann, die im Metallica-Kontext undenkbar wären. Wie das aktuelle Werk „The Desaturating Seven“, ein Konzeptalbum, das auf dem Kinderbuch „Die Regenbogenkobolde“ des italienischen Schriftstellers Ul de Rico basiert. Darin geht es um sieben fiese Fabelwesen, die sich von Regenbögen nähren – bis die sich wehren. „Ich weiß nicht, wie oft ich meinen Kindern dieses Buch vorgelesen habe. Und ich muss zugeben, dass ich es selbst spannend finde, sowohl was die Geschichte als auch die Zeichnungen betrifft. Es ist eines der besseren Bücher, mit denen Kinder ihre Eltern nerven können. Irgendwann kam mir die Idee: Was, wenn ich das vertone? Wäre das nicht ein gutes Konzeptalbum?“

Lest mehr im eclipsed Nr. 195 (11-2017).