SONS OF APOLLO - Von wegen Dream Theater 2.0!

15. November 2017

Sons Of Apollo Mike Portnoy

In den Neunzigern spielten Mike Portnoy und Derek Sherinian fünf Jahre zusammen bei Dream Theater. Dann bootete die Band den Keyboarder zugunsten des noch heute amtierenden Jordan Rudess aus. Sherinian gründete Planet X, tourte mit Yngwie Malmsteen und Billy Idol, schloss sich Black Country Communion an und unterhielt eine in Kennerkreisen hochgeschätzte Solokarriere. Die musikalische Beziehung zu Portnoy erneuerte er nach dessen Ausstieg bei Dream Theater in der Instrumental-Supergroup PSMS (Portnoy, Sheehan, MacAlpine, Sherinian). Aus dem Geist dieser Formation heraus sind schließlich Sons Of Apollo erstanden, wie die Bandleader im Gespräch verraten.

eclipsed: Begonnen hat alles mit PSMS, richtig?

Mike Portnoy: Ja, 2012 spielten wir diese Shows und hatten eine super Chemie auf der Bühne. In dieser Band steckten so viel Persönlichkeit und Eier! Wir wollten mehr daraus machen, nur hatte ich damals keine Zeit. Ich startete gerade Winery Dogs und Adrenaline Mob, war bei Flying Colors eingespannt. Letztes Jahr jedoch gönnten sich Winery Dogs eine Pause, und meine Zeit bei Twisted Sister neigte sich dem Ende zu. Es öffnete sich ein Zeitfenster. Ich rief Derek an und sagte: „Auf geht’s, die Zeit ist reif!“
eclipsed: Bassist Billy Sheehan habt ihr von PSMS übernommen, warum nicht auch Tony MacAlpine?

Portnoy: Für die instrumentale, fusionbasierte Musik von PSMS war er perfekt, nicht aber für Sons Of Apollo. Ich wusste, wenn wir hier eine Vollzeitband mit Sänger starten wollen, brauchen wir einen Hardrock/Metal-Guitar-Hero. Wir lieben Tony, aber dafür ist er einfach nicht der Richtige. Meine Vision für die Band beinhaltete das jetzige Line-up. Bumblefoot war unser Mann, genauso Jeff Scott Soto, ein großartiger Performer und sehr melodiebegabter Sänger.

eclipsed: Kam in deiner Vision auch schon ein Sound vor?

Portnoy: Nein, ich hatte eher eine Vorstellung von der Chemie, die wir untereinander haben sollten. Ich wusste, welche Musiker in der Lage sein würden, diese zu kreieren. Was genau aus uns herausströmen würde, kristallisierte sich erst heraus, als wir uns zum Komponieren zusammensetzten. Es stand nur fest, dass es großartig werden würde.

eclipsed: Ihr alle seid seit Jahrzehnten im Business aktiv, habt unterschiedliche Erfahrungen gesammelt und musikalische Hintergründe. Wie schwierig war es, die einzelnen Einflüsse im Sound zu kombinieren?

Portnoy: Alles lief eigentlich sehr natürlich ab. Wenn Fans auf dem Papier unsere Namen lesen, denken sie vermutlich an den Dream-Theater-Sound. Als wir zum ersten Mal ins Studio gingen, dachte auch ich, dass es in diese Richtung gehen würde, und postete gleich etwas mit „#ProgMetal“ auf Facebook. Sobald wir anfingen zu schreiben, wurde uns allerdings klar, dass die Kategorie Progressive Metal nicht ausreichen würde. Wir haben Rock’n’Roll-Swagger wie Van Halen, wir haben Riffs wie Meshuggah und Sepultura. Wir stimmen tiefer, spielen mit bundloser Gitarre. Fusionelemente kommen hinzu. Das sprengt den Progmetalrahmen bei Weitem. Es ist ein völlig neuer Stil.

Lest mehr im eclipsed Nr. 195 (11-2017).