THRESHOLD - Kraft getankt

12. Oktober 2017

Threshold

Obwohl es bei den britischen Progmetalpionieren Threshold vor und während der Aufnahmen am neuen Album einschneidende personelle Veränderungen gab, war für Gründer Karl Groom die Arbeit daran die reine Freude. Warum es inhaltlich rein gar nichts mit Hobbits, dafür aber eine Menge mit Selbstfindung und dem Brexit zu tun hat, erklärt er im Gespräch.

eclipsed: Worum geht es bei „Legends Of The Shires“?

Karl Groom: Man kann das Konzept des Albums auf zwei Weisen interpretieren: Es kann sich darum drehen, dass eine Nation sich selbst und ihren Platz in der Welt findet, was im Grunde ein aktueller Bezug zu England ist, seine Beziehung zu Europa und was im letzten Jahr [durch den Brexit] passiert ist. Es kann sich aber ebenso um eine Person handeln, die ebenfalls versucht, ihren Platz in der Welt zu finden, nachdem ihr schmerzhaft bewusst geworden ist, dass sie einige Dinge in ihrem Leben zutiefst bereut.

eclipsed: Was hat es mit dem Titel auf sich?

Groom: Der hat sich eher durch Zufall ergeben und hängt damit zusammen, dass alle Bandmitglieder in ländlichen Gegenden Englands wohnen. Mit dem Begriff „Shire“, eigentlich eine alte Verwaltungseinheit und Namensbestandteil vieler Ortschaften bei uns, verbindet man das ländliche England. Titel und Artwork haben übrigens zu leichten Konfusionen geführt. Man hat uns öfter darauf angesprochen, ob das Ganze irgendetwas mit Tolkien und Fantasy zu tun hat. Nein, hat es nicht. (lacht) Richard West und mir ist übrigens im Nachhinein aufgefallen, dass die Songs auf dem Album alle mit L, O, T oder S anfangen. Vielleicht ein Zufall, aber es hat uns nochmal darin bestärkt, dass alles auf dem richtigen Weg ist.

eclipsed: Gestaltete sich die Arbeit anders als bei anderen Alben?

Groom: Ich würde sagen ja. Normalerweise ist es so, dass Richard für die Texte zuständig ist und ich für die Musik, und hier und da tragen andere Bandmitglieder etwas bei. Diesmal haben Richard und ich sehr eng zusammengearbeitet, tauschten uns ständig aus. Es hatte sich so ergeben, dass wir für etwa eine Stunde Material hatten, ganz zwanglos war es entstanden. Ich sagte zu Richard, dass wir weiter daran arbeiten sollten, ich hätte noch jede Menge Ideen. Warum also nicht ein neues Album in Angriff nehmen. Rasch hatten wir dreiundachtzig Minuten stimmige Musik, die Richard so strukturierte, dass wir unserem Label die frohe Botschaft verkünden konnten, an einem Doppelalbum zu arbeiten. Alles entwickelte sich ganz natürlich, in einem Fluss. Ein wenig erinnerte mich das Ganze an die Arbeiten zu „Subsurface“. Auch diesmal war da dieser rote Faden, der das Ganze durchzog. Wenn man das Album durchhört, hat alles seinen Platz, ist wie aus einem Guss, es wird an den richtigen Stellen dynamisch. Es ist wichtig, dass du Musik und Lyrics genau richtig arrangierst und platzierst, wenn du ein Album schreibst, das eine Stunde und dreiundzwanzig Minuten dauert. Wir beide hatten die komplette Kontrolle. Das war ein wichtiger Unterschied.

Lest mehr im eclipsed Nr. 194 (10-2017).