WHITESNAKE - Vierzig Jahre durchgeschlängelt

11. Januar 2018

Whitesnake

Zwei Soloalben auf dem Buckel („White Snake, 1977, und „Northwinds“, 1978), aber keine Band im Rücken. Da wollte Ex-Purple-Sänger David Coverdale schon vor der Veröffentlichung seines zweiten Werkes Fakten schaffen und gründete im Februar 1978 David Coverdale’s Whitesnake, die sich in Großbritannien erstmals auf der „Northwinds Tour“ im März als Band präsentierten. „Es war kein Blitzstart, den ich nach meinem Ausstieg von Purple im März 1976 hinlegte. Mit Roger Glover als Produzent und dem Gitarristen Micky Moody nahm ich im Sommer ’76 mein [erstes] Soloalbum auf. Doch es erschien erst im Mai des folgenden Jahres. Da hatten Roger, Micky und ich schon ‚Northwinds‘ im Kasten, das ebenfalls fast ein Jahr auf Eis gelegt wurde.“

Neben dem Slide-Spezialisten Moody (ex-Snafu) warb Coverdale den PAL-Gitarristen Bernie Marsden an. Neil Murray (ex-Colosseum II), Schlagzeuger Dave Dowle und Keyboarder Brian Johnston komplettierten das Line-up. Johnston schaffte es indes nicht bis auf das erste Studiowerk der jungen Band. Bei der EP „Snakebite“, die im Juni 1978 erschien, stellte sie sich mit vier Songs vor, darunter „Ain’t No Love In The Heart Of The City“. „Ich kannte den Song in einer Soulversion von Bobby [„Blue“] Bland und glaubte, dass er sehr gut zu uns passt“, so Coverdale.

Drei Fünftel Deep Purple

Gut zu Whitesnake in ihrer bluesrockgeprägten Frühphase passte auch Jon Lord, der ab der Debüt-LP „Trouble“ (1978) mit an Bord war. „Jon zu gewinnen, war für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Und als Paicey ein Jahr später für die ‚Lovehunter Tour‘ zu uns stieß, hatten wir nicht nur eine erstklassige Band zusammen, sondern auch die nötige Publicity“, fasst Coverdale den Einstieg seiner Ex-Kollegen zusammen, während Ian Paice seine Sicht der Dinge hat: „Im Gegensatz zu Purple ist Whitesnake Davids Baby, und wir haben uns nur so weit eingebracht, wie er es wollte“, so der Schlagzeuger. „Ich habe dann das Angebot, in Gary Moores Band zu wechseln, angenommen, da ich damals mit Whitesnake faktisch nichts verdiente.“ Dies relativiert Coverdale: „Wir mussten am Anfang viel investieren, aber ich glaube kaum, das Paicey jemals in einer Band gespielt hat, die so viel Spaß miteinander hatte, wie wir damals.“ Zu dem Investitionsvolumen gehörte ebenfalls, dass sich die Band den Purple-Produzenten Martin Birch gönnte. Er überwachte alle Whitesnake-Alben bis „Slide It In“ (1984).

Whitesnake vs. Rainbow

Birch produzierte zudem die ersten vier Rainbow-Alben. „Ich weiß nicht mehr ganz genau, wie die Konkurrenz zwischen Whitesnake und Rainbow entstanden ist“, erklärt Ritchie Blackmore in einem aktuellen Interview gegenüber eclipsed. „Ich glaube, ein paar Sprüche von David heizten die Stimmung an. Er war frustriert darüber, dass ich ihn bei Purple alleine gelassen hatte.“ Über die bezeugten Handgreiflichkeiten am Rande eines Rainbow-Konzerts im Februar 1980 in München wollen die beiden heute kein Wort mehr verlieren. „Ich denke lieber daran, dass wir uns seit einigen Jahren wieder gut verstehen und ich gern unser angedachtes Blackmore Coverdale Project realisiert hätte. Wir sprachen darüber, welche Whitesnake-Songs Ritchie und welche Rainbow-Stücke ich interpretieren könnte. Selbst wenn das Projekt nicht zustande kam, es hatte gravierende Folgen: Ritchie befasste sich wieder mit Rockmusik und gründete eine neue Version von Rainbow, und wir [Whitesnake] näherten uns mit voller Kraft ‚The Purple Album‘.“

Lest mehr im eclipsed Nr. 197 (02-2018).