Ende der Schonzeit für Salonlöwen - Für BRYAN FERRY war früher alles besser, außer seiner eigenen Musik

20. Januar 2015

Bryan Ferry Roxy Music

Der ewige Charmeur leidet unter fortschreitendem Kulturpessimismus: Die Charthits werden immer schlimmer, die Jugend hat keinen Stil mehr, und die Damenwelt ist auch nicht mehr, was sie mal war. Ein Szenario, gegen das der ehemalige Kunstlehrer auf seinem neuesten Werk „Avonmore“ mit rockigem Edelpop alter Schule ankämpft.

eclipsed: Bryan, was stört dich an der Gegenwart?

Bryan Ferry: Eine Menge. Ich hoffe, ich klinge jetzt nicht wie ein alter Sack, aber manchmal wünsche ich mir die Sechziger und Siebziger zurück. Das war eine bessere Zeit. Und noch wichtiger: Ich war jung. (lacht) Außerdem kann man sich die aktuelle Musik kaum noch anhören. Sie ist vulgär, obszön, provokant und schlecht. Also nichts, was einem ein Glücksgefühl vermittelt.

eclipsed: Worauf du mit Songs reagierst, die nach klassischen Roxy Music klingen – mit viel Herzschmerz, Lust und Verlangen…

Ferry: (lacht) All den guten Sachen. Deshalb hoffe ich, dass die Leute dieses Album genießen werden. Denn es ist Musik mit großen, starken Gefühlen.

eclipsed: Es handelt sich um dein drittes Werk in vier Jahren, begleitet von unzähligen Konzerten. Liegt es an deiner teuren Scheidung von 2013 oder hast du etwa Torschlusspanik?

Ferry: Wahrscheinlich sind meine vielen Aktivitäten der eigentliche Grund für meine Scheidung. (lacht) Aber im Ernst: Es könnte tatsächlich damit zusammenhängen, mit diesem Gefühl, dass mir nicht ewig Zeit bleibt – und ich sie so intensiv nutzen sollte wie möglich. Denn seien wir ehrlich, ständig aktiv zu sein, hält jung. Insofern kann das nicht falsch sein.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 167 (Feb 2015).