EWIGES LEBEN - Das Alice-Cooper-Interview

29. Mai 2014

Alice Cooper

eclipsed-Autor Michael Lorant interviewte Alice Cooper in den letzten drei Jahrzehnten neunmal. Darunter waren Telefonate, aber auch Gespräche, bei denen man sich gegenübersaß. Dazu noch etliche sogenannte Meet and Greet-Treffen am Rande von Konzerten. Das letzte Mal traf er den altgedienten Schockrocker im April in Essen während der „Rock meets Classic“-Konzertreihe.

eclipsed: Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Gibt es nach dem Auftritt der Original-Alice-Cooper-Group bei ihrer Aufnahme in die „Rock And Roll Hall Of Fame“ vor drei Jahren und den drei Songs auf dem „Welcome 2 My Nightmare“-Album wieder eine Zukunft für die Band?

Alice Cooper: Die Frage stellt sich so nicht. Und zwar nicht, weil ich nie wieder etwas mit den Jungs machen will oder werde. Es steht einfach nicht zur Debatte, wieder mit der Original-Alice-Cooper-Group die Welt zu betouren.

eclipsed: Konkret heißt das?

Cooper: Dennis [Dunaway; Bassist] und Neal [Smith; Schlagzeuger] gehören zu meinen besten Freunden. Wir haben uns zum Beispiel neulich noch die Doku „Super Duper Alice Cooper“ zusammen im Kino angesehen und sind aus dem Lachen kaum noch herausgekommen. Und seit einigen Jahren gibt es kaum einen Charity-Gig, der vor uns sicher ist. Es macht Spaß, mit den beiden zusammenzuspielen, aber ich glaube nicht, dass es nach all den Jahrzehnten in ihr Leben passt, jetzt wieder als Alice Cooper durch die Welt zu touren.

eclipsed: Haben sie das so klar gesagt oder ist das einfach nur dein Eindruck?

Cooper: Sie gehören zu meinem Leben – als Freunde und als Musiker. Mehr steht aber einfach nicht an. Selbstverständlich könnte es neben den gelegentlichen Auftritten zu mehr Studioarbeit und neuen gemeinsamen Songs kommen. eclipsed: Wird es erst mit Michael Bruce zur Alice Cooper Group? Cooper: Könnte man so sehen. Ich habe keine Probleme mit Mike. Er war musikalisch vielleicht unser schlagkräftigstes Argument.

eclipsed: Oder fehlt noch Glen Buxton?

Cooper: Im Grunde genommen bin ich kein Mensch, der ewig zurückschaut, aber die Band mit Glen, Dennis, Neal und Michael war schon etwas Einzigartiges. Das habe ich mit anderen Musikern so nicht mehr erlebt und werde das auch nicht mehr erleben.

eclipsed: Das bezieht sich auf die frühen Jahre, bevor die Band überhaupt Alice Cooper hieß, oder?

Cooper: Ja. Wir gingen zum Teil gemeinsam auf die High School, danach aufs College. Wir träumten von einer gemeinsamen Karriere, lebten zusammen, und manchmal hungerten wir sogar, da keine Einkünfte durch Gigs hereinkamen. Und dann schafften wir es, zu einer der größten Rockbands der Welt zu werden. Das ging alles ziemlich schnell. In einem Moment waren wir noch die meist gehasste Band in L.A. und plötzlich ein Nummer-Eins-Act in England.

eclipsed: Wie war eigentlich die Rollenverteilung in der Originalband? Wer war wofür verantwortlich?

Cooper: Der Cleverste von uns war und ist Dennis. Er ist der Künstler in der Band, ein großartiger Künstler mit irren grafischen Ideen. Alles was auf den Alben spacig, trippig und freaky war, kam von Dennis. „Blue Turk“ zum Beispiel ist so eine Idee von ihm. Alles Kommerzielle kam von Michael Bruce und mir, „No More Mr. Nice Guy“ zum Beispiel, eine typische Single. Solche Dinge stammen von Mike. Während wir Anderen eher so aus der The-Who- und Yardbirds-Richtung kommen, war Dennis schon in den Sechzigerjahren totaler Pink-Floyd-Fan. Ich weiß noch genau, wie er mit „The Piper At The Gates Of Dawn“ zu mir kam und mich von diesem Acid-Rock aus England überzeugte. Aber sein Horizont ging noch weiter: Er liebte Stockhausen und diese ganzen aufkommenden elektronischen Bands aus Europa. Das war so spannend an uns: Alle mochten Rock’n’Roll, und Mike und ich hatten durchaus ein Gespür dafür, was die damaligen Teens lieben könnten. Und auf der anderen Seite hatten wir Dennis, der allem einen künstlerischen Touch gab und uns zu verrückten Sachen animierte.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 161 (Juni 2014).