FRANK ZAPPA - Widerspruch als Lebensprinzip

26. November 2015

Frank Zappa

Von messerscharfem Verstand und schwacher körperlicher Konstitution, war Frank Zappa von frühester Jugend an ein Kopfmensch. Selbst sein Humor lief über den Kopf, niemals durch den Bauch. Gefühle lebte er bestenfalls in seinen Songs aus. Seine Umgebung mochte ihn ein Leben lang verehren, geliebt fühlte sich von ihm kaum jemand. Frank Zappa war ein Eigenbrötler, und es ist kein Wunder, dass er viele Epigonen hat, jedoch niemals eine Schule ausbildete.

Zappas erstes reguläres Album „Freak Out!“ erschien 1966, als er bereits im für damalige Rockverhältnisse biblischen Alter von 26 Jahren war. Doch hatte er sich bis dahin bereits ausgiebig mit Musik beschäftigt. Rhythm & Blues gehörte genauso zu seinen Einflüssen wie der schwarze Doo Wop, dessen Echo sich durch seine ganze Karriere zieht. Ebenso faszinierte ihn aber die Musik von Komponisten wie Edgar Varèse oder Anton Webern. Mit elf erlernte er das Schlagzeugspiel, mit 18 konvertierte er zur Gitarre. Bereits 1958 lernte er Donald Vliet kennen, der bald zu Captain Beefheart mutieren sollte. Im selben Jahr entstand seine erste offizielle Aufnahme als Gitarrist, die fast 40 Jahre später unter dem Titel „Lost In A Whirlpool“ auf „Lost Episodes“ erschien. Danach spielte er mit Beefheart, Ray Collins, Don Preston und anderen späteren Wegbegleitern in mehreren kurzlebigen Kapellen unterschiedlicher Ausrichtung. 1963 führte er erstmals im Fernsehen sein „Concerto for Two Bicycles“ auf. 1964 trat er den Soul Giants bei, aus denen sich nach mehreren Metamorphosen die Mothers herausbildeten. Dort teilte er sich den Gitarrenpart kurze Zeit mit dem späteren Canned-Heat-Mitglied Henry Vestine.

Frank Zappa war ein gnadenloser Perfektionist, der nicht nur seine Musiker bis zum Äußersten triezte, sondern sich auch für sich selbst die Latte immer höher legte. Seine zwischen progressivem Rock, Jazzavantgarde und Neuer Musik changierenden Partituren waren für normale Menschen kaum noch spielbar. Eine Zäsur in seinem Schaffen war daher 1982 die Entdeckung des Synclviers, mit dem er die kompliziertesten Einfälle im Handumdrehen in Noten fassen und wieder abspielen konnte. Alben wie „Francesco Zappa“ oder „Jazz From Hell“ waren fast ausschließlich auf dem Synclavier eingespielt worden. Das Gerät entsprach perfekt Zappas Persönlichkeit. Es war total entmenschlicht, aber unvergleichlich präzise. Vor allem aber, so bemerkte er in seiner besonderen Art, kam ihn ein Synclavier ungleich billiger als fest angestellte Musiker.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 176 (Dez. 2015/Jan. 2016).