GOV’T MULE - Die Entstehung des Lebens

24. August 2016

Gov´t Mule

Werden die Schleusen der Erinnerung geöffnet, kann das, was ihnen entrinnt, niemand mehr aufhalten. Die US-Band Gov’t Mule veröffentlicht seit zwei Jahren eine ganze Reihe von Archivaufnahmen spezieller Programme mit Musik von Pink Floyd, den Rolling Stones oder solche gemeinsam mit Jazzgitarrist John Scofield. Die Veröffentlichung ihres furiosen Doors-Tribute von 2014 mit Robbie Krieger dürfte auch nur eine Frage der Zeit sein. Den vorläufigen Abschluss der Serie bildet jedoch ein Tribut von Gov’t Mule an sich selbst. Die „Tel-Star Sessions“ von 1994 sind die allerersten Aufnahmen, die die Band je gemacht hat. Mule-Chef Warren Haynes erinnert sich mit eclipsed.

eclipsed: Warum hat es so lange gedauert, bis ihr diese Aufnahmen veröffentlicht habt?

Warren Haynes: Fast alles, was bei den Tel-Star-Sessions passierte, haben wir auf den ersten drei Alben von Gov’t Mule noch mal neu aufgenommen. Das sind also nur andere Versionen von Songs, die es schon gibt. Aber es sind die ersten Aufnahmen, die wir je gemacht haben. Der Grund, sie jetzt zugänglich zu machen, war unser 20. Jahrestag. Wir haben ja eine ganze Reihe von Liveplatten mit unseren Special Projects veröffentlicht, die gewissermaßen unsere Wurzeln offenlegen. Die „Tel-Star Sessions“ sind ein Teil dieser Reihe, mit der wir den erfreulichen Umstand feiern, dass wir seit 20 Jahren zusammen sind, denn es ist unser eigener Anfang.

eclipsed: Aber der Sound ist komplett anders als in späteren Zeiten. So unschuldig. Man hört, dass ihr neues Terrain erobert.

Haynes: Das ist es ja, was ich an diesen Aufnahmen so mag. Die Band war brandneu. Wir hatten keine klare Idee, was wir damit wollten, aber diese Chemie, die sich in diesen Sessions ergab, führte uns ganz schnell vor Augen, dass wir als Fulltime-Band zusammenarbeiten wollten. Während dieser Aufnahmen waren wir ja noch nicht einmal eine richtige Band. Wir probierten uns einfach nur ein wenig aus.

eclipsed: Wie seid ihr zusammengekommen? Damals wart ihr ja noch Mitglieder der Allman Brothers Band.

Haynes: Die Allman Brothers Band hat ja maximal die Hälfte des Jahres gearbeitet. Wir hatten also endlos viel Zeit, um andere Dinge zu machen. So kamen Bassist Allen Woody und ich auf die Idee, ein improvisierendes Powertrio auf die Beine zu stellen. Das war ein Format, das zu dieser Zeit ziemlich unpopulär war. Aber wir hatten in jenem Augenblick noch keine Ahnung, dass eine Band daraus werden würde, die über zwanzig Jahre Bestand haben könnte. Es war ein Zeitvertreib, mehr nicht. Wir hatten überhaupt keine Vorstellung, ob es dafür überhaupt ein Publikum geben würde. Dann kamen die ersten Konzerte, und plötzlich hatten wir eine Riesenanhängerschaft. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 183 (September 2016).