GRATEFUL DEAD - Jammen auf hohem Niveau

26. August 2015

Grateful Dead

"Nur wer mit Toten vom Mohn aß, von dem ihren, wird nicht den leisesten Ton wieder verlieren." (Rainer Maria Rilke)

Etwa einen Kilometer vom Levi’s Stadium entfernt haben sich Deadheads mit ihren teilweise oberschrägen Fahrzeugen breitgemacht. Dieses lustige, friedvolle Publikum zwischen acht Monaten und achtzig Jahren feiert sich und das Event auf rund fünfzig Hektar zwischen Bürogebäuden und Industriebauten. Um sie herum sind fliegende Händler mit ihren kreativen, schönen Shops aller Art drapiert. Es gibt spontane Performances und auffällig viele Menschen, die dann doch noch Tickets verkaufen wollen. Den Schwarzmarkthändlern unter ihnen wird dies eine teure Lehre sein: schlechte Geschäfte!

Am Vorabend der Kick-off-Show wird in Phil Leshs Restaurant „Terrapin Crossroads“ in San Rafael ein Warm-up eingeläutet. Stu Allen, bekennender Deadhead und Mitglied in diversen Grateful-Dead-Coverbands, performt in der kleinen Halle neben dem Restaurant. Und auch im Restaurant selbst dürfen unbekannte Gruppen mit Dead-Songs Appetit auf die nächsten beiden Tage machen. Die Gemeinde groovt sich ein.

Wo waren sie bloß, all die Batikhemden tragenden Deadheads, seit jenem 9. Juli 1995, als ihre Band das letzte Mal aufspielte? Kurz nach dem Konzert in Chicago gab Jerry Garcia seinen Bandkollegen bekannt, dass er Urlaub in Hawaii machen wolle. Tatsächlich begab er sich in ein Rehabilitationszentrum nördlich von San Francisco, um seine Heroinsucht zu bekämpfen. Diese und sein schwerer Diabetes waren dann wohl ursächlich für seinen fatalen Herzinfarkt am 9. August 1995. Vier Monate später erklärten die Grateful Dead, diese uramerikanische Rockinstitution, ihr Ende.

Das war’s dann, nach 30 Jahren, 36.086 Songs, 2317 Konzerten in 298 Stätten mit insgesamt elf Mitgliedern – so ist es im kalifornischen Santa Clara auf dem T-Shirt eines Fans zu lesen. Immerhin, bei den diversen Nachfolgebands – ob nun The Other Ones, The Dead, Furthur oder Ratdog – konnte das Gefolge weiterhin mit Tie-dye-Shirts seine Verbundenheit mit den Grateful Dead zeigen. Andere Formationen entstanden, die klar dem Spirit der Dead verpflichtet waren, etwa Gov’t Mule, Splittergruppe der Allman Brothers, mit Warren Haynes und Allen Woody (im Jahr 2000 verstorben), die auch so einige Dead-Songs in ihrem Repertoire haben. Und Haynes ist offiziell immer noch Gitarrist bei The Dead und hätte sicherlich gerne den Part von Garcia bei den Abschiedsshows zum fünfzigsten Geburtstag der Kultgruppe übernommen. Unlängst darauf angesprochen, wich er mit „terminlichen Überschneidungen“ aus.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 173 (September 2015).