KATATONIA - Komfort kommt vor dem Fall

25. Mai 2016

Katatonia

Von den Death-Metal-Wurzeln und dem Growl-Gesang, die noch auf ihrem 1993 erschienenen Debüt „Dance Of December Souls“ zu hören waren, ist längst nichts mehr übrig. Man kann die Evolution von Katatonia mit der Entwicklung bei ihren Landsleuten Opeth vergleichen. Im Jahr 2003 hatten sie mit „Viva Emptiness“ ihren kommerziellen Durchbruch. Kreativer Stillstand ist für die Band aus Stockholm seit jeher ein Fremdwort, weshalb sie auch vor Experimenten wie auf der letzten Einspielung „Dethroned & Uncrowned“ nicht zurückschreckt. Beim aktuellen Album „Fall Of Hearts“ hat sich nun aber überraschenderweise ein für ihre Verhältnisse wärmerer Sound eingeschlichen. Sänger Jonas Renkse und Gitarrist Anders „Blakkheim“ Nyström verraten uns, wie es dazu kam.

eclipsed: „The Fall Of Hearts“ hört sich konzentrierter an als euer letztes Album. Ein bewusster Effekt?

Anders „Blakkheim“ Nyström: Mit jedem Album probierst du, das Beste aus dir herauszuholen, und ich finde, dass uns das mit „The Fall Of Hearts“ sehr gut gelungen ist. Mit der neuen Scheibe wollten wir nicht zu tief in die moderne Technologie eintauchen, sondern eine Art Retro-Sound einbauen. Natürlich kann man nicht ganz auf die modernen Tools verzichten, aber wir wollten diese so nutzen, dass die Scheibe nicht steril klingt.

Jonas Renkse: Dem kann ich nur zustimmen. Heutzutage leiden zu viele Alben unter diesem kalten Sound, da geht die Seele der Musik verloren. Ich bin mir sicher, dass viele Platten mit einer erdigeren Produktion besser klingen würden.

eclipsed: Was ist der schönste Moment während des Aufnahmeprozess?

Nyström: Ganz klar wenn das Produkt fertig ist. Es ist ein hartes Stück Arbeit, und wir geben immer einhundert Prozent, dann kann man am Ende des Tages schon mal ein wenig müde sein. Aber was mir besonders gefallen, ja, mich sogar überwältigt hat, war, als ich die Drums hörte, da dachte ich einfach nur: Wow, was für ein Sound! Das hat unsere Musik noch mal in eine ganz neue Dimension befördert.

eclipsed: „The Fall Of Hearts“ klingt sehr nostalgisch. Seid ihr Nostalgiker?

Nyström: Im Grunde sind wir doch alle Nostalgiker, wir geben es bloß nicht zu. Wir schauen gerne in die Vergangenheit. Dies fängt bei mir bei der Musik an, ich liebe Musik der Sechziger und Siebziger, und das spiegelt sich selbstverständlich in unserer Musik wider.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 181 (Juni 2016).