LED ZEPPELIN - Der krönende Abschluss

26. August 2015

Led Zeppelin

Der 71-jährige Brite empfängt in den legendären Olympic Studios, die heute eine Mischung aus Kino, Café und Private Club sind. Und er erweist sich als redseliger, aber bestimmter Gesprächspartner, der nur ein Ziel verfolgt: das Ansehen des Zeppelins nachhaltig aufzupolieren. Dabei passen kritische Fragen nicht ins Konzept. Doch diese sind beim Werk der Jahre 1976 bis 1979 durchaus angebracht.

eclipsed: Jimmy, fällt es dir schwer, über diese Alben zu reden, die ja für das Ende der Band bzw. den Weg dahin stehen?

Jimmy Page: Ich rede gerne darüber, obwohl damals viel Mist passiert ist. So viel Pech wie wir konnte eigentlich keine Band haben. Das fing damit an, dass Robert diesen Autounfall auf Rhodos hatte, wobei er sich einen komplizierten Fußbruch zuzog.

eclipsed: Der angeblich so schwer war, dass die Gefahr bestand, dass er nie wieder richtig laufen können würde?

Page: Das weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls hatte er einen Gips, saß im Rollstuhl und war auf Schmerzmitteln. Weil das Studio gebucht war, gingen wir von LA nach München und nahmen die Platte [Presence; Anm.] in drei Wochen und zwei Tagen auf.

eclipsed: Warum habt ihr Robert und euch diesen Stress zugemutet? Warum seid ihr nicht einfach in LA geblieben?

Page: Wegen der Steuerbestimmungen, die zu der Zeit rigoros überprüft wurden. Denn Rockstars bedeuteten Geld, und wenn sie sich zu lange in einem Land aufhielten, mussten sie dort Steuern zahlen. Deshalb gingen die Stones nach Südfrankreich, Elton John war in LA, und wir hingen irgendwo dazwischen. Wir konnten nicht zurück nach England und mussten aufpassen, dass wir nicht zu lange an einem Ort blieben. Es war ein bisschen wie auf der Flucht. Und deswegen sollte auch in München alles ganz schnell passieren.

eclipsed: Weshalb du 20-Stunden-Schichten geschoben hast?

Page: Ich war auf einer regelrechten Mission, das so schnell abzuschließen wie möglich und viel von der Intensität einzufangen, die da im Studio herrschte. Nur, die drei Wochen, die wir angesetzt hatten, reichten natürlich nicht. Dummerweise standen die Stones schon vor der Tür und wollten ihr nächstes Album angehen. Da nahm ich Jagger zur Seite und sagte: „Könnt ihr mir noch zwei Tage geben, um das hier abzuschließen?“ Und seine Großzügigkeit rettete uns in München den Arsch. Es wäre ein Riesentheater gewesen, schnell ein anderes Studio zu finden und dort die Platte fertig abzumischen.

eclipsed: Warum überhaupt so ein heftiges Gitarrenalbum? War das eine Reaktion auf die schwierige Entstehungsgeschichte von „Presence“?

Page: Ja, es lag an der damaligen Stimmung in der Band, die sehr angespannt war und ihr Ventil in der Musik fand.

eclipsed: Da war demnach kein Platz für Balladen und folkloristische Elemente?

Page: Das hätte nicht gepasst. Und die Songs zeigen ja, wie wir uns gefühlt haben. Es hatte ein bisschen was von einer Zerreißprobe, und das Album war die Reaktion darauf. Es war eine musikalische Kampfansage.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 173 (September 2015).