Vergangenheitsbewältigung - Während BLACKMORE’S NIGHT ein neues Album abliefern, warten Ritchies Fans auf seine Rückkehr zum Hardrock

Wenn Ehepaare zusammen eine Band bilden, dann wirke das für Außenstehende oft befremdlich. Und man misstraue instinktiv der Aussage: „Es ist nur gut!“ So die knappe Einschätzung Ritchie Blackmores zum Thema „musikalische Familienunternehmen“, während sich Candice Night detaillierter äußert: „So können wir immer zusammen sein, und wenn Ritchie eine Idee hat, kann er zu mir kommen und sie gleich mit mir ausprobieren.“

18 Jahre ist es zwischenzeitlich her, seit Ritchie, damals noch in der letzten Phase seiner wiederbelebten Band Rainbow, unter dem düsteren Namen „Blackmore’s Night“ mit „Shadow Of The Moon“ ein leichtes, lichtes folkiges Mittelalter-Pop-Werk veröffentlichte. Doch während sich aus dem 1997 gestarteten Seitenprojekt mit seiner damaligen Verlobten Candice eine dauerhafte Band entwickelt hat, legte er Rainbow dann überraschend ad acta. „Ritchie hatte damals zu hohe Erfolgsansprüche an Rainbow“, erinnert sich der damalige Rainbow-Sänger Doogie White. „Mit einem Spagat zwischen Hits wie ‚I Surrender‘ und virtuosem Hardrock konnte man in den frühen Achtzigerjahren mittelgroße Hallen füllen und in die Charts kommen, aber in den mittleren und späten Neunzigern war das keine wirkliche Option mehr. Ich habe versucht, ihn dazu zu überreden, ein weiteres Hardrockalbum zu machen, das nicht auf Chartpositionen schielt, sondern die Hardcore-Rainbow-Fans glücklich macht. Und es gab sogar schon erste Songs, aber dann hat er sich letztendlich für die Familie entschieden.“

Bevor Blackmore’s Night allerdings loslegen konnten, gab es einen letzten Versuch Ritchies, Rainbow doch wieder zu etablieren. Blackmore kontaktierte seinen Lieblingsschlagzeuger Cozy Powell, der auch durchaus Interesse bekundete. Noch bevor mit Ronnie James Dio das „Rising“-Triumvirat aber wieder eingesetzt werden konnte, verstarb im April 1998 Powell bei einem selbstverschuldeten Autounfall. Der musikalische Weg für mittelalterlichen Pop à la Blackmore’s Night war endgültig frei.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 174 (Oktober 2015).