WILLE AND THE BANDITS - Der Blues im ständigen Wandel

22. Oktober 2015

Wille And The Bandits

Der Mann ist ständig unterwegs, aber gejammert wird nicht, ganz im Gegenteil: Wille Edwards, raubeiniger Sänger à la John Mellencamp, kongenialer Gitarrist in bester Ry-Cooder-Manier und Mastermind des englischen Trios Wille And The Bandits, absolviert das Interview standesgemäß backstage unmittelbar nach einem Auftritt. In diesem Fall trifft man sich hinter den Kulissen des Burg Herzberg Festivals, bei dem die drei Banditen, obwohl auf den Nachmittag gesetzt, euphorischen Applaus von Tausenden Zuschauern einheimsten.

„Ich bin ein urbaner Hippie”, lacht der 31-Jährige breit übers sympathische Gesicht. „Es verschafft mir unglaublichen Spaß, möglichst jeden Abend irgendwo auf einer Bühne zu stehen, um mich zwei Stunden lang mit mir selbst zu konfrontieren. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Und es ist der schönste Zustand, den ich kenne, vollgepackt mit Emotion, Energie, Ekstase. Näher kann man dem eigenen Ego nirgendwo kommen.”

Wille And The Bandits, die 2007 das Licht der Welt erblickten, wurden laut Edwards „gegründet, damit wir den Menschen Abend für Abend einmalige Erlebnisse bescheren. Zwar gibt es von uns drei Studioalben, doch wir haben es bislang nicht geschafft, diese ungeheuerliche Dynamik eines Auftritts auf Platte zu bannen. Mal schauen. 2016 folgt nun aber zuerst einmal der nächste Studioversuch.”

Große Vorbilder des Dreiers sind Stilikonen wie Ben Harper, die Dave Matthews Band oder Pearl Jam. „Individuelle Musiker eben”, erklärt Wille, „die sich nicht scheren um irgendwelche Trends und stattdessen selbst neue Trends begründen. Bei denen fühle ich mich zu Hause.” Edwards hat es sich vor diesem Hintergrund mit den beiden Recken an seiner Seite zum Ziel gesetzt, „den Blues als rudimentäre Basis zu verwenden, um diese uralte musikalische Tradition einem ständigen Wandel zu unterziehen. Der Blues ist unsterblich, ganz klar, wird an jede Musiker-Generation in irgendeiner Form weitergegeben. Aber wichtig ist mir, dass er dynamisch bleibt. Dadurch muss man sich ihm angstfrei nähern und ihn sozusagen kreativ bestäuben.” Wille Edwards gelingt das nach eigener Aussage, „wenn ich so oft wie möglich live spiele und permanent Blues improvisiere. Dann ist er gnädig und lässt Veränderungen an der Tradition zu.” Und wenn Wille ausnahmsweise mal nicht auf einer Bühne steht, lümmelt er in Cornwall herum, wo er mit Partnerin lebt. „Die meiste Zeit schlafe ich in dieser Zeit”, verrät Edwards lachend, „denn auf dem Land lässt mich der Blues in Ruhe.”

In den Medien werden Wille und Bassist Matthew Brooks sowie Schlagzeuger und Percussionist Andrew Naumann seit Jahren wohlwollend bis euphorisch zur Kenntnis genommen. So schwärmt etwa „The Daily Telegraph”: „One of the best live acts in the country.” Und Bob Harris von BBC Radio 2 ist in heller Aufregung, wenn er durchgibt: „Love the soul in the music!” Selbst Rock-Koryphäen wie Deep Purple, The Kaiser Chiefs oder Joe Bonamassa kriegen sich nicht mehr ein, wenn sie sich über die „Banditen” auslassen: „Mind blowing”, meinte etwa Purple-Bassist Roger Glover kurz und bündig.

„Natürlich schmeichelt es uns”, wenn etablierte Kollegen uns über den grünen Klee loben”, gibt Edwards unumwunden zu. „So etwas darf allerdings nicht zu Eitelkeit und damit verbundenem Stillstand führen. Wir haben seit kurzer Zeit einen europaweiten Deal mit einer größeren Plattenfirma. Die hat zu Recht hohe Erwartungen an uns. Mit dem nächsten Studio-Werk, das ist allen Beteiligten klar, steht und fällt das Projekt Wille And The Bandits. Wenn wir damit nicht den Durchbruch schaffen, dann bin ich mir nicht sicher, ob wir drei nicht als Hobby-Musiker enden werden, die neben der Kunst noch in einem ganz anderen Beruf arbeiten müssen, um Geld zu verdienen. Schade wäre es, denn unsere Bestimmung ist es, uns ausschließlich auf die Musik zu konzentrieren. Aber da gibt es eben diesen Unsicherheitsfaktor namens ‚Schicksal‘. Keine Ahnung, was es für uns bereithält.”

Tourdaten:
19.11. Münster, Hot Jazz Club
20.11. Hamburg, Rock Café St. Pauli
23.11. Aschaffenburg, Colos-Saal
24.11. Köln, Yard Club
26.11. Berlin, Auster Club
27.11. Isernhagen, Blues Garage
28.11. Lorsch, Kulturhaus

Mehr Informationen:
www.willeandthebandits.com
www.facebook.com/willeandthebandits.official

Interview: Michael Fuchs-Gamböck