YES - Zwischen Himmel und Erde

27. Juni 2014

Yes

Wir erinnern uns: Am 4. Juni 2008 wurde die Comebacktournee mit Yes-Ursänger Jon Anderson aufgrund von dessen gesundheitlichen Problemen abgesagt. Anderson war nur wenige Wochen zuvor wegen eines Asthmaanfalls in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Ärzte hatten ihm daraufhin dringend von Konzerten in nächster Zeit abgeraten. Nur drei Monate später wurde bekannt, dass der in der Prog-Szene bis dato unbekannte Kanadier Benoît David, Sänger der Yes-Coverband Close To The Edge und der Melodic-Prog-Band Mystery, Anderson künftig bei Shows vertreten würde. Und nicht nur das: David spielte mit Yes 2011 das überraschend solide Studiowerk „Fly From Here“ ein.

Zu Beginn des Jahres 2012 gab Bassist Chris Squire, einzig verbliebenes Yes-Gründungsmitglied, bekannt, dass David wie Anderson aus gesundheitlichen Gründen (die nicht näher benannt wurden) seinen Platz als Sänger räumt. Nur wenige Wochen später war dieser wieder neu besetzt: mit Jon Davison. Mit dem Mitglied der US-Neoprog-Formation Glass Hammer hat die Gruppe jetzt das Studiowerk „Heaven & Earth“ aufgenommen. Der Großteil der acht Kompositionen stammt von Squire – und von Davison. „Es ist musikalisch definitiv ein neues Kapitel, das Yes hier aufschlagen“, freut sich der 43-Jährige aus Tennessee. „Ich stehe zwar total auf Yes’ lyrische Sachen der frühen Siebziger – die haben wir bei Glass Hammer seit jeher zu adaptieren versucht –, aber Yes waren gleichzeitig eine Band, die über all die Jahrzehnte hinweg ihre Entwicklung vorangetrieben hat. Genau das ist auch dieses Mal passiert.“ Der 66-jährige Squire bestätigt dies: „Was bei Yes nach all der Zeit, die ich dieser Band angehöre, spannend bleibt, ist der Umstand, dass permanent ungewöhnliche Sounds entstehen, und zwar auf höchstem Niveau. Für mich als Vollblutmusiker ist somit jedes weitere Yes-Werk eine große Herausforderung.“

Als er vor gut zwei Jahren bei Yes anheuerte, war Davison klar, „dass wir eine Platte aufnehmen werden. Vor allem Chris und ich trieben die Sache voran. Wir arbeiteten eifrig an Liedern. Der Rest der Gruppe kam erst später hinzu.“ Squire muss lachen, als wir ihn mit Davisons Einschätzung der Aufnahmesituation konfrontieren: „Na ja, so das würde ich so nicht unterschreiben. Der gute Jon überschätzt unser beider Stellenwert bei Yes ein wenig. Tatsache ist, dass wir alle ein neues Album mit neuem Material voranbringen wollten. Zwar eine Platte, bei der Jon als Sänger im Vordergrund steht. Aber definitiv eine Platte, die im Patchwork aus allen fünf Mitgliedern der Gruppe entstehen sollte.“ Und dann macht Squire noch Grundsätzliches bezüglich seines neuen Kollegen klar: „Zwischen Jon Davison und Benoît David gibt es erhebliche Unterschiede. Benoît war lediglich Interpret, kein Komponist. Jon hingegen hat jede Menge Ideen ins Werk eingebracht. Das ist extrem wichtig für die Weiterentwicklung von Yes!“

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 162 (Juli/August 2014).