eclipsed Nr. 135 / 11-2011

MIKE OLDFIELD
Nicht zu Branson: Oldfields turbulente Zeit bei Virgin Records

Vor 40 Jahren betrat Mike Oldfield Richard Bransons noch halbfertiges Studio The Manor. 1972/73 nahm er dort sein rockgeschichtsträchtiges Album „Tubular Bells“ auf. Der Überraschungserfolg legte den Grundstein zu Bransons Virgin-Imperium. Vor 20 ging die Geschäftsbeziehung zwischen Virgin Music und dem Jahrhundertmusiker zu Ende – Freunde waren Oldfield und der Labelboss da schon lange nicht mehr.

PETER GABRIEL
Eigenbluttherapie

2010 schwor Peter Gabriel mit einem minimalistisch orchestrierten Cover-Album plötzlich allem ab, was bis dahin seinen musikalischen Wiedererkennungswert ausgemacht hatte. Mit Ausnahme seiner Stimme. Mit dem Fortsetzungswerk „New Blood“ steht jetzt der Umkehrschluss von „Scratch My Back“ an: Gabriel interpretiert Gabriel. Wieder ohne Samples und Gitarren, dafür mit Unterstützung von Tochter Melanie.

STEVE HACKETT
Leben nach dem Tod

Nach ihm kann man quasi die Uhr stellen, zumindest aber den Kalender: Steve Hackett legt im Schnitt alle zwei Jahre ein Album vor. Nach dem furiosen „Out Of The Tunnel’s Mouth“ jetzt das sehr gefühlvolle „Beyond The Shrouded Horizon“, mit dem der unverwüstliche Musiker unterstreicht: Hackett ist eine Klasse für sich.

PAUL SIMON | ART GARFUNKEL
Auf die Freundschaft!

Vor 43 Jahren sangen Simon & Garfunkel davon, wie es wohl sein würde, mit 70 gemeinsam auf einer Parkbank in New York zu sitzen, nach wie vor in enger Freundschaft verbunden. Nun ist es so weit: Paul Simon hat am 13. Oktober seinen 70. gefeiert, Art Garfunkel folgt am 5. November. Ein wunderbarer Anlass, das Leben zweier Menschen Revue passieren zu lassen, die aneinander gebunden scheinen.

STING
Nimmer mit der Ruhe

Am 2. Oktober ist der ewig juvenil wirkende Ex-Police-Mann 60 Jahre alt geworden. Vor 25 Jahren hat Sting seine beeindruckende Solokarriere gestartet. Diese lässt jetzt die Box „25 Years“ auf drei CDs und einer DVD noch einmal Revue passieren. Auch wir erinnern an Stationen auf dem Weg des Ruhelosen.

PAIN OF SALVATION
The long and salty road

Pain Of Salvation wären nicht Pain Of Salvation, würden sie ihrem beeindruckenden musikalischen Werk nicht mit jeder Veröffentlichung eine neue überraschende Wendung hinzufügen. Mit der radikalen Neujustierung auf „Road Salt One“ (2010) stießen die Schweden jedoch nicht überall auf Begeisterung. Doch auf dem Zwillingsalbum „Road Salt Two“ beschwört Gitarrist/Sänger Daniel Gildenlöw ungerührt weiter den Geist der Siebziger.

BETH HART & JOE BONAMASSA
When Joe met Beth

Joe Bonamassa meets Beth Hart. East Coast meets West Coast. „Don’t Explain“ ist das soulige Ergebnis des Aufeinandertreffens des Meistergitarristen aus Utica, NY, und des Vocal-Powerhouse aus LA. Auf diesem präsentieren sie explosive Cover-Versionen. Dabei hatte Hart an der Auswahl der Stücke von Künstlern wie Etta James, Bill Withers oder Gil Scott-Heron mitunter ganz schön zu knabbern.

DIE GESCHICHTE DES PROGRESSIVE ROCK,
TEIL 6 Deutschland (Teil I/II)

Das progressive Fieber grassierte in Westdeutschland mit Verspätung. Dafür hatte sich dort vorher eine Stilart des Rock entwickelt, die es so weder in Großbritannien noch in den USA gegeben hatte: Der Krautrock gab dem deutschen Progressive Rock wichtige Impulse. Die entscheidenden Einflüsse für Eloy, Grobschnitt, Novalis und Co. kamen dennoch von außerhalb.

HAPPY BIRTHDAY, LP (80) & CD (30)!!!

Das eclipsed-Team erinnert sich an seine ersten Vinyl-/Makrolon-Anschaffungen Am 17. September 1931 wurde in New York die erste für die Öffentlichkeit bestimmte Langspielplatte mit 331/3 Umdrehungen pro Minute vorgestellt. Auf den Monat genau 50 Jahre später zettelte die Compact Disc bei der Funkausstellung in Berlin eine Revolution an. Ziel: Die Vormachtstellung der LP brechen. Diese hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten gegen das Tonband und dessen kleinen Bruder, die Audiokassette, als das führende Speichermedium durchgesetzt. Doch nun wurde es eng. Dem Vinyl wurde von allen Seiten das Totenglöckchen geläutet. Brillanterer Sound, ungleich geringere Abnutzung, handlicheres Format: Die Platte hatte solchen Vorzügen nach Ansicht audiophiler Musikfans wenig entgegenzusetzen. Anfang der Neunzigerjahre schien die Schlacht geschlagen, die aus dem Kunststoff Makrolon gefertigte CD hatte praktisch alle Rückzugsgebiete der schwarzen Schönheit eingenommen. Doch Rettung nahte – von unerwarteter Seite: Die HipHop- und Techno-Szene setzte weiter stoisch auf Vinyl. Das Überleben in diesen Klangreservaten war gesichert. Spätestens seit der Jahrtausendwende geht es aber auch der CD an den Kragen. Zusammen mit der einstigen Widersacherin mit den zwei Rillen stemmt sie sich seitdem gegen einen nicht greifbaren Gegner: Für die einen ist das MP3-Format die ultimative Speicherlösung, für andere das digitalisierte Böse. Fakt ist: Jedes Medium hat seine Berechtigung, jedes seine Vor- und Nachteile, jedes seine Anhänger. Auch in der Redaktion verteilen sich die Präferenzen unterschiedlich.

Weiter im Text! Kultige Songs und ihre Bedeutung
THE SMITHS – THERE IS LIGHT THAT NEVER GOES OUT

Einsam, ohne ein wirkliches Zuhause, ohne Hoffnung, aber mit einer großen Sehnsucht: Die Abschlussnummer des The-Smiths-Klassikers „The Queen Is Dead“ erzählt von einem jungen Mann, der verzweifelt nach Liebe sucht. Somit steht dieser symptomatisch für die Figuren in der Lyrik Morrisseys.

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WEATHER REPORT Mysterious Travellers

Spricht man von Weather Report, ist es, als würde man von zwei völlig verschiedenen Bands reden. Und dies, obwohl die beiden Protagonisten Joe Zawinul und Wayne Shorter von Anfang bis Ende dabei waren. Der jeweilige qualitative Level der Band lässt sich fast eins zu eins bestimmten Schaffensphasen zuordnen. Aus verschiedenen Besetzungen der Gruppen von Miles Davis fanden sich Weather Report Anfang der Siebzigerjahre zusammen, um Zawinuls Soundvisionen und Shorters kompositorische Komplexität zu bündeln. Mit permanent wechselnden Line-ups entwickelte sich die Gruppe von experimentellen Klangmalern über eine Groove-Guerilla zu discophilen Ethnojazzern, die sich schließlich in selbstgefälliger Fusion auflösten wie ein knackiges Brötchen im Wasser. Auf dem Höhepunkt ihres kommerziellen Erfolges wurden sie Mitte der Siebziger Opfer ihrer Selbstüberschätzung. Und doch finden sich fast bis zum Schluss immer wieder einzelne Punkte, die aufhorchen lassen und zeigen, dass es mit ein wenig mehr Fokus auch ganz anders zur Sache hätte gehen können. Das unrühmliche Ende der anfänglichen Pioniere ändert jedoch nichts daran, dass sie mit ihrem bildreichen Jazzrock der frühen Jahre und dem sich daran anschließenden straßennahen Funkjazz nicht nur die Jazzwelt maßgeblich prägten. Weather Report machten Sounds konsensfähig, die auch von der Pop- und Rockszene – von Santana über Genesis bis Sting – dankbar aufgegriffen wurden.