eclipsed Nr. 162 / 7/8-2014

THE WHO
Die Geschichte von „Quadrophenia“

„‚Tommy‘ hat alles verändert und uns gerettet“, erinnert sich Pete Townshend im einführenden Essay zur 2011 erfolgten Wiederveröffentlichung von „Quadrophenia“. Im Grunde waren The Who in den Sechzigern eine Singles-Band gewesen; die plötzliche Intellektualisierung der Popmusik hatte ihren Vordenker vor eine neue, unerwartete Herausforderung gestellt. „Die Menschen wollten plötzlich ‚ernsthafte‘ Musik von Popgruppen hören.

YES
Zwischen Himmel und Erde

Wir erinnern uns: Am 4. Juni 2008 wurde die Comebacktournee mit Yes-Ursänger Jon Anderson aufgrund von dessen gesundheitlichen Problemen abgesagt. Anderson war nur wenige Wochen zuvor wegen eines Asthmaanfalls in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Ärzte hatten ihm daraufhin dringend von Konzerten in nächster Zeit abgeraten.

DAVID BOWIE
Eine Ausstellung

Verflossene Lieben soll man bekanntlich ruhen lassen. David Bowie aber hat noch mal mit seiner großen Romanze geflirtet, fast vierzig Jahre nach der ersten Begegnung: „Where are we now?“, sein Song, mit dem er sich voriges Jahr überraschend zurückmeldete, ist eine Ode an Berlin.

THE BLACK KEYS
Gold und Platin allenthalben

Und das macht Gitarrist/Sänger Dan Auerbach (35) so richtig sauer. Er hat das Gefühl, dass man ihm den Erfolg nicht gönnt, dass Massenkompatibilität plötzlich etwas Dreckiges, Negatives sein soll, und dass er als Künstler nicht wachsen darf, sondern immer möglichst dasselbe servieren soll.

BLUES PILLS
Everybody’s Darling

Seit geraumer Zeit sind Blues Pills ein absoluter Kritikerliebling. Das liegt vor allem an den beiden Frontleuten. Elin Larsson, die schwedische Sängerin, verfügt über ein Organ, dass in Mark und Bein geht – und bei den Herren auch schon mal in andere Regionen, wenn man den Urinalbeckengesprächen während und nach einem Blues-Pills-Gig lauscht.

PINK FLOYD
Zwei Jahrzente nach The Division Bell

Es war ein Schock. Die ersten PR-Fotos, veröffentlicht im März 1994, kurz vor Veröffentlichung von „The Division Bell“, zeigten einen ausgezehrten David Gilmour. Er wirkte hager und hart, die grauen Haare kurz geschoren. Womöglich war er gezeichnet von den Kämpfen, die in den späten Achtzigern zwischen ihm und seinem ehemaligen Bandkollegen Roger Waters getobt hatten.

GENTLE GIANT
Schlafender Riese

Dieser Tage erscheint mit „The Power And The Glory“ die erste Veröffentlichung in einer hoffentlich langen Reihe von Neuausgaben der Alben von Gentle Giant. In den letzten Jahren gab es zahlreiche, teils halbherzige Versuche, die Werke wieder ins Bewusstsein der Prog-Fans zu rücken. Nun aber hat sich Steven Wilson – nach King Crimson, Jethro Tull und Yes – der wohl komplexesten aller Prog-Legenden angenommen und ihr seine Remix-Künste zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist phänomenal.

JEFF BECK
Der stumme Sänger

Eric Clapton, Jimi Hendrix, Jimmy Page, Keith Richards – all die großen Gitarristen der klassischen Rockära verbindet etwas, ohne das eine Erfolgsstory im Popgeschäft nicht denkbar ist: Hits. Jeff Beck muss da passen.

SAGA
Futuristisch und virtuos

1978 prangte auf dem Debütwerk der kanadischen Prog-Formation Saga ein goldenes Insekt, das seither zu einer Art Bandmaskottchen geworden ist. Die Chapters, die Mosaiksteine, die zusammengenommen eine Science-Fiction-Mär um Albert Einsteins konserviertes Gehirn ergeben, fanden sich nicht-chronologisch auf den Saga-Alben von 1978 bis 2003.

JACK WHITE
Old Fashioned

Die White Stripes haben vierzehn Jahre lang an der kürzesten Verbindung zwischen Punk und Blues unter Umgehung aller Schnörkel und Umleitungen geschraubt und geschreddert. Auf Dauer reichte Gitarrist Jack White diese Aktionsfläche jedoch nicht aus, und er gründete zusätzlich Bands wie Dead Weather oder die Raconteurs. All diese Gruppen sind vorübergehend Geschichte. Auf „Lazaretto“ tritt er nun zum zweiten Mal im Alleingang an.

STIAN WESTERHUS
Singe, wem Gesang gegeben

„Maelstrom“, der Titel von Stian Westerhus’ neuem Album, ist Programm: Der Gitarrist und Sänger rührt darauf ein brodelndes Stilgemisch an, das stets aufs Neue fasziniert und den Hörer in sich hineinzieht. Dabei lenkt der Norweger seine Band Pale Horses, die aus Keyboarder Øystein Moen und Schlagzeuger Erland Dahlen besteht, durch Experimental-, Psychedelic- und Prog-Gewässer und veredelt das Ganze mit seinem expressiven Gesang, der an Jeff Buckley, Scott Walker und Chris Martin erinnert.

COLLAPSE UNDER THE EMPIRE
Die Last auf den Schultern des Titanen

In der griechischen Mythologie trägt Atlas das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. An dem Klangbrocken „Shoulders & Giants“, den Collapse Under The Empire vor drei Jahren schufen, hätte sich womöglich selbst der Titan verhoben: instrumentale Höhenflüge, die ihre Kraft aus einer nervenaufreibenden Spannung ziehen, machten aus diesem Album den bisherigen Höhepunkt im Schaffen der norddeutschen Postrocker.

BRIAN JONESTOWN MASSACRE
Auf den Spuren von Johann Sebastian Bach

Das Brian Jonestown Massacre gehört zu den dienstältesten Bands, die zwischen verklärter Sixties Psychedelia und heftigem Shoegazing vermitteln. Gruppen wie die Wooden Shjips oder die Black Angels wären ohne die Vorarbeit von BJM gar nicht denkbar. Von Anton Newcombe Anfang der neunziger Jahre in San Francisco gegründet und inzwischen in Berlin ansässig, bringt die Band nun ihr 15. Album raus.

URIAH HEEP
Statement in Sachen Lebensfreude

Das Leben kann so einfach sein. Tu einfach, was dir Spaß macht, und du wirst es mit Freude, Energie und Leidenschaft tun – wenn es sein muss bis ins Rentenalter. „Klar, habe ich immer noch jede Menge Spaß, sonst würde ich nicht tun, was ich tue“, sagt Mick Box, letztes verbliebenes Gründungsmitglied von Uriah Heep. eclipsed erwischt ihn wenige Tage vor seinem siebenundsechzigsten Geburtstag am 9. Juni.