eclipsed Nr. 180 / 5-2016

KING CRIMSON - Immer wieder auf Anfang

1969 legten King Crimson ihr bahnbrechendes Debüt vor, das die Koordinaten der Rockmusik neu definierte. Danach brach die Band auseinander. Doch Robert Fripp wollte sein Projekt nicht sterben lassen. Es folgten sechs weitere faszinierende Einspielungen. Jede war Ergebnis eines unglaublichen Kraftakts, da Fripp immer wieder neue Musiker zur Verwirklichung seiner Vision suchen musste. 1974 kam es schließlich zum ersten Split. Aus Anlass von Fripps siebzigstem Geburtstag und der Crimson-Comebacktour besehen wir uns die Frühphase der Gruppe. Garnieren tun wir dies mit einem ungewöhnlichen Interview, das Fripp 1974 wenige Tage nach dem offiziellen Ende gab.

KEITH EMERSON - Die letzte Fanfare

Es war nur ein kurzer Moment im Jahr 1992, als Keith Emerson bei einem Konzert von Emerson, Lake & Palmer mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Hand schüttelte. Was erst wie ein Krampf aussah, entpuppte sich als chronische Nervenerkrankung. Ein Jahr später wurde er am rechten Arm operiert, sein Spiel war seitdem nicht mehr dasselbe. Zuletzt waren die Schmerzen offenbar so schlimm geworden, dass dies vermutlich mit dazu führte, dass sich Emerson am 10. März eine Kugel in den Kopf schoss. Damit endeten jäh Leben und Laufbahn eines des innovativsten Musikers der Rockgeschichte.

HAKEN - Der Traum vom Thron

Leprous, Textures, TesseracT, Periphery, Between The Buried And Me – eine neue spannende Progmetal-Generation meldet sich zu Wort – lautstark und mit hoher Qualität. Noch konnte sich allerdings keine dieser Bands als wirkliche Anwärterin auf den Progmetal-Thron herauskristallisieren. Mit ihrem gerade fertiggestellten Album „Affinity“ unternehmen Haken einen bemerkenswerten neuen Anlauf.

RAINBOW - The Monster Of Rock

Die „Rising“-Faust erhebt sich endlich wieder aus der stürmischen See. Fast zwanzig Jahre lang hatte Ritchie Blackmore nur noch sporadisch seine Stratocaster bei der Mittelalterband Blackmore’s Night herausgeholt. Jetzt gibt’s mit Rainbow wieder die volle Dröhnung. 1980 trat die Hardrocktruppe beim ersten „Monsters Of Rock“-Festival an. In diesem nominellen Rahmen feiert sie jetzt auch ihr Live-Comeback. Mit dabei sind Thin Lizzy, Manfred Mann’s Earth Band und Thin Lizzy. Zur Einstimmung auf die Konzerte im Juni stöbern wir ein wenig in der Historie von Rainbow.

LONG DISTANCE CALLING - Münster und die Welt

Sie gelten als eine der prominentesten Instrumentalbands Deutschlands. Jetzt haben Long Distance Calling einen Sänger in ihren Reihen. Mit diesem begibt sich die progressive Postrock-Formation aus dem westfälischen Münster auf Reisen in unbekannte Gewässer.

OKTA LOGUE - Mit einem Fuß im Neuland

Mit ihrem angenehm natürlichen Psychedelic Pop und großem Melodienreichtum zählen Okta Logue zu den großen Talenten des Landes. Ihr Publikum ist längst international – keine Selbstverständlichkeit für eine Band aus dem sonst eher Rock’n’Roll-unverdächtigen Darmstadt.

CHEAP TRICK - Trickreich und gerissen

Die „Beatles des Hardrock“ sind eine der fleißigsten Livebands der USA. Cheap Trick sind gerade in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen worden, und das aus gutem Grund. Sie gehören seit über vierzig Jahren zu den besten und beständigsten Rockbands überhaupt. Auf ihrem neuen Album „Bang Zoom Crazy... Hello“ laufen sie zur Hochform auf. Sänger/Rhythmusgitarrist Robin Zander steht uns Rede und Antwort darüber, was bei der Band gerade alles richtig läuft.

GRAHAM NASH - Zwei Scheidungen auf einmal

Mit vierundsiebzig ist Mann weder zu alt für junge Frauen noch für radikale Veränderungen im eigenen Leben. Meint zumindest Graham Nash. Der als Mitglied der Woodstockveteranen Crosby, Stills, Nash & Young gefeierte Musiker nimmt sich das Recht raus, noch einmal sein Glück in einer neuen Beziehung zu suchen und gleichzeitig negative Energien von sich fernzuhalten – weshalb er sich von seiner Frau und einem unliebsamen Kollegen getrennt hat.

THE RIDES - Stills stoppt Stillstand

Auch bei Captain Many Hands sorgt das Ende von Crosby, Stills & Nash für gesteigerte Arbeitswut: Der 71-jährige US-Amerikaner legt ein zweites Rides-Album vor und arbeitet an seinen Memoiren. Und in den Kreativpausen lamentiert er über seinen Gesundheitszustand.

UDO LINDENBERG - Mann mit Hut

Hinterm Horizont geht’s weiter. Das ist der Slogan, der sich heute zumeist mit dem Namen Udo Lindenberg verbindet. Mit dem Musical, das aus seinen Songs entstanden ist, hat er sich endgültig zum Big Player im deutschen Entertainment-Business aufgeworfen. Sein Bühnenwerk wird zu Recht in einem Zug mit der Udo-Jürgens-Revue „Ich war noch niemals in New York“ genannt. Der Schlageronkel und der Aufwiegler auf einer Stufe? Als er Anfang der Siebzigerjahre mit seiner schnodderigen Art und seinen despektierlichen Texten die Urgründe des deutschen Geisteslebens aufmischte, hätte er sich das wohl kaum träumen lassen. Am 17. Mai wird Lindenberg siebzig.

Atomarer Urknall - Auf dem Soundtrackalbum „Atomic“ erkunden MOGWAI neue Wege des Musikmachens

2015 war ein Jahr des Umbruchs für Mogwai. Urmitglied John Cummings verließ die Band überraschend, doch ein neues Projekt stand bereits an. Der nordirische Regisseur Mark Cousins hatte das Quartett engagiert, um seinen ambitionierten Dokumentarfilm „Atomic, Living In Dread And Promise“ mit Musik zu untermalen; ein Job, den die Band trotz Cummings’ Ausstieg nicht absagen wollte. „Das Album war auch eine Bewährungsprobe für die Band“, erklärt Multiinstrumentalist und Klanghexer Barry Burns, „wir wussten ja nicht, wie Mogwai ohne John funktionieren würden.

Die ungeschminkte Wahrheit - Mit „The Hope Six Demolition Project“ hält PJ HARVEY Amerika den Spiegel vor

In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren war es Usus, dass Musiker Stellung zum Zeitgeschehen beziehen und dabei klare Worte wählen – Pete Seeger, Woody Guthrie, Bob Dylan, Joan Baez und CSN stehen für diese Tradition, aber auch Punkrocker wie The Clash und Stiff Little Fingers bzw. Reggaekünstler wie Bob Marley. Doch wer singt heute noch über globale Missstände? Wer traut sich, den Finger in die Wunden zu legen und dafür auch Kritik einzustecken?

Drei ist keiner zu viel - HENRIK FREISCHLADER zelebriert nach seiner kurzen Auszeit nun „NewBlues“ im Trio

Da hat er die Bluesrock-Gemeinde ganz schön überrascht, als er nach seinem Livealbum „Live 2014 – Night Train To Budapest Farewell Tour“ wirklich für einige Zeit von der Bildfläche verschwand. Der zehn Jahre zuvor mit „The Blues“ zum ersten Mal in den Fokus gerückte Multiinstrumentalist, der erst qua Umweg über seine Begeisterung für die Blues-Alben Gary Moores zur Gitarre kam, legte eine Pause ein. Dass dies jedoch nicht der endgültige Abschied von der Musikszene sein konnte, war klar, denn ein solches Talent zieht mit Anfang 30 nicht so einfach einen Schlussstrich...

Der Gentleman - Mit GEORGE MARTIN verlor die Popwelt ihren vielleicht modernsten Traditionalisten

Er war so britisch, wie man das der selbstsüchtigen, extrovertierten Welt des Pop nur wünschen konnte. Nicht zuletzt zeigte sich das in seiner von Ironie durchtränkten Selbstsicht. Seinen Job und seine Verdienste als Produzent nahm er nie zum Anlass, die eigene Person in den Vordergrund zu stellen. Lieber trat er hinter das Werk zurück und pries das künstlerische Genie seiner Klienten. In einer Zeit, als er das Studio als musikalisches Instrument zu etablieren half, sah er sich, so sagte er einmal, in der Tradition jener tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, die dereinst als „waghalsige Piloten, ganz ohne Plan und im offenen Cockpit“ den Luftraum erobert hatten. Very British, indeed.

Rappelkiste - IRMIN SCHMIDT blickt auf sein Lebenswerk in Form der Box „Electro Violet“ zurück

Der in Südfrankreich lebende Komponist und Keyboarder Irmin Schmidt gehört zu den einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten, die Deutschland im zwanzigsten Jahrhundert hervorgebracht hat. Zuallererst ist sein Name mit der Kölner Band CAN verbunden, aber er hat auch zahlreiche Soloalben, Soundtracks und sogar eine Oper geschaffen. Ein Jahr vor seinem achtzigsten Geburtstag erscheint unter dem Titel „Electro Violet“ eine Box mit der Retrospektive seines Gesamtwerks. Mit einer nicht ganz unwesentlichen Einschränkung.