ALLMAN BETTS BAND - United States of Americana

ALLMAN BETTS BAND - United States of Americana

Ob sie es nun wahrhaben will oder nicht: Die Allman Betts Band entwickelt sich immer mehr zur legitimen Nachfolgerin der Allman Brothers Band. Auf ihrem zweiten Longplayer „Bless Your Heart“ hat sie ihr musikalisches Spektrum noch um einige Americana-Klänge erweitert. So zufrieden Frontmann Devon Allman damit auch ist, gesteht er doch im Interview, dass sein persönlicher Musikgeschmack noch weit darüber hinausgeht.  

„Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht unterhalten?“, beginnt der Südstaatler das Telefonat – ein Einstiegssatz, der in Corona-Zeiten leider fast schon die Regel ist. Zuletzt hatte ich Devon Allman und Duane Betts im Backstageraum eines Berliner Clubs getroffen. „Oh ja, da warst du ja noch betrunkener als wir und hast im ersten Satz behauptet, du würdest uns nicht zur Band unserer Väter befragen, tatsächlich ging es aber bei fast jeder Frage um die Allman Brothers Band. Aber immerhin musstest du nach dem Gespräch nicht auftreten. Ich glaube, wir waren nicht besonders gut an dem Abend.“ Diesmal, verspreche ich ihm, soll es wirklich hauptsächlich um die Allman Betts Band gehen. Schließlich zeigt das neue Album „Bless Your Heart“ deutlich, dass sich die Truppe nach dem herausragenden Debüt „Down To The River“ weiterentwickelt hat.

eclipsed: Eure Gruppe heißt Allman Betts Band. Wie wichtig sind die übrigen Mitglieder? [Neben Gregg Allmans Sohn Devon (Gitarre, Gesang) und Dickey Betts’ Sohn Duane (Gitarre, Gesang) besteht die Band aus Berry Oakleys Sohn Berry Duane Oakley (Bass, Gesang), Johnny Stachela (Gitarre, Gesang), R. Scott Bryan (Percussion, Gesang), John Lum (Drums) und John Ginty (Keyboards), Anm.]

Devon Allman: Natürlich sind die Namen von Duane und mir bekannter als die der anderen, und es war unsere Idee, diese Band zu gründen. Zudem sind wir zusammen mit Stoll Vaughan die Songlieferanten. Von daher kann man den Namen schon rechtfertigen. Auf der anderen Seite sollte es kein Projekt sein, wie ich es vorher schon mit Duane ausprobiert hatte, sondern eine richtige Band, und gerade auf dem neuen Album kann man meiner Meinung nach diese Band auch wirklich als Einheit hören. Somit ist jedes einzelne Mitglied wichtig. Wenn jemand fehlen würde, klänge es anders. Genau das fühlt sich gerade so gut an, es ist eine Band, noch dazu eine, die sich auch abseits der Bühne gut versteht. Das ist natürlich eine Momentaufnahme, aber eine, die ich sehr genieße.

eclipsed: Du hast es schon angesprochen: Das neue Album unterscheidet sich nicht nur in Nuancen vom Debüt.

Allman: Als wir das Debüt aufnahmen, war es das erste Mal überhaupt, dass wir als Band zusammengespielt haben. Und bei unserer Art von Musik steht wirklich eine Band in einem Raum und spielt den Song komplett ein. Wenn es nicht sofort hinhaut, gibt es eben einen weiteren Durchgang. Da wird nichts zusammengestückelt. Nur der Gesang und die Soli werden nachher noch mal extra aufgenommen. Ich finde es im Nachhinein immer noch gut, dass wir „Down To The River“ sozusagen als erstes Statement der Band aufgenommen haben. Danach gingen wir reichlich auf Tour und sind musikalisch und menschlich immer mehr zusammengewachsen. Das hört man, wie ich finde, „Bless Your Heart“ auch an. Wir konnten unser Musikrepertoire erweitern, und jeder wusste instinktiv, was er wie machen konnte und sollte. Die Aufnahmen wurden im Großen und Ganzen sehr zügig fertiggestellt. Das hat Spaß gemacht.

eclipsed: Das Spektrum eurer Musik bezeichnest du nun als „United States of Americana“. Kannst du darin jetzt voll aufgehen bzw. findet sich alles von Devon Allman darin wieder?

Allman: Nein, nur ein kleiner, wenn auch wichtiger Teil meines musikalischen Geschmacks. Zunächst einmal ist eine Band immer ein Kompromiss, aber wenn eine Truppe so gut funktioniert, entsteht auch manchmal etwas, das du dir beim Komponieren nicht allein ausdenken kannst, es entwickelt so etwas wie ein Eigenleben, und im besten Fall klingt es eigenständig, wie ein Original.

Lest mehr im aktuellen Heft ...