THE BLACK CROWES - Don't Look Back In Anger

2. Juni 2020

The Black Crowes

THE BLACK CROWES - Don't Look Back In Anger

Rich und Chris Robinson segeln seit Ende 2019 wieder unter gemeinsamer Flagge: The Black Crowes. Was noch vor etwa einem Jahr unvorstellbar war, ist nun wieder Alltag. Anlässlich des 30. Jahrestages ihres Debütalbums „Shake Your Money Maker“ haben die Brüder ihre jahrelangen Animositäten beiseite gelegt und schlagen ein neues Kapitel der Bandgeschichte auf. Rich klingt dabei im Interview, das noch vor der Corona-Krise entstand, so euphorisch, wie man den Gitarristen und Hauptsongschreiber der Band in den letzten Jahren selten gehört hat. 

Neben dem Oasis-Brüderpaar gehören Chris und Rich Robinson zu den berühmtesten musikalischen Blutsverwandten, die sich gekonnt und medienwirksam seit Jahrzehnten bekriegen und verbale Pfeile hin und her schießen. Umso erstaunlicher war es, als sie Ende 2019 ganz offiziell die Friedenspfeife rauchten und verkündeten: „The Black Crowes sind wieder vereint.“ Es mögen manche einwenden, dass nicht die originale Band zurück und wiedervereint ist, sondern „nur“ die Brüder, die mit neuen Begleitmusikern wieder gemeinsame Sache machen. Aber ein Blick in die Historie der Band genügt, um festzustellen, dass die einzigen personellen Konstanten in der Gruppe, die sich 1984 als Mr.Crowe's Garden formierte, die beiden Brüder waren. Der erste Meilenstein war dann das 1990 erschienene Debüt „Shake Your Money Maker“. 2002 löste sich die Band das erste Mal offiziell auf.

Drei Jahre später kam es zur Reunion. Allerdings war die Truppe bis zu ihrem nächsten Break kommerziell nicht mehr so erfolgreich wie zu ihren besten Zeiten in den Neunzigern, als sie mit Songs wie „Jealous Again“, „Hard To Handle“, „Twice As Hard“ und „She Talks To Angels“ vom Debütwerk oder später mit „Sting Me“, „Remedy“ und „Wiser Time“ Kritiker, Fans und Charts im Sturm eroberten. 2013 herrschte dann zum zweiten Mal Funkstille zwischen den Robinson-Brüdern. Im Januar 2015 ließen sie offiziell verlauten, dass nun endgültig Schluss mit der Band sei. 2019 war diese Aussage aber wieder der berühmte Schnee von gestern. Ebenso die Giftpfeile, die zuvor in Interviews abgeschossen wurden, bei denen Sänger Chris seine Band Brotherhood über den grünen Klee lobte. Zudem spielte er mit der Formation As The Crow Flies alte Songs der Black Crowes, während Rich zusammen mit einigen ehemaligen Crowes-Musikern (Gitarrist Marc Ford und Bassist Sven Pipien) als The Magpie Salute unterwegs war.

eclipsed: So sehr ich mich, wie viele unserer Leser und die Black-Crowes-Fans weltweit, über eure Reunion freue, bleibt doch die Frage: Geschieht dies, weil Brotherhood und The Magpie Salute nie den Status von The Black Crowes erreichen konnten? Selbst wenn gerade The Magpie Salute und teilweise auch die Band von Chris richtig gute Alben veröffentlicht haben. Oder anders gefragt: Gäbe es eine Reunion, wenn ihr mit euren Bands große Hallen gefüllt hättet, anstatt durch Clubs zu tingeln?

Rich Robinson: Ich für meinen Teil würde sagen: Ja! Oder soll ich sagen: Blut ist dicker als Wasser. Chris und ich hatten mit den Crowes stets die Möglichkeit, all unsere musikalischen Wünsche zu realisieren. Zwischendurch gab es immer wieder Störmanöver. Das führte dazu, dass wir uns nicht mehr vertrauten und stattdessen auf andere Leute hörten, anstatt unser Ding zu machen. Und unser Ding sind The Black Crowes. Und das, was wir zwischendurch mit anderen Musikern gemacht haben, ist deshalb nicht weniger wert oder schlecht, einiges war sogar hervorragend, aber es war nie so wie mit The Black Crowes. Wenn das nun wieder mehr Erfolg hat als mit den Bands zuvor, hat das vielleicht auch etwas mit dem Gespür des Publikums zu tun, wann etwas richtig magisch sein kann und wann einfach nur gut. Und ich glaube, in der Kombination mit Chris haben wir instinktiv einige magische Momente und Songs erschaffen.

eclipsed: Es gab in Nashville 2019 und jetzt in London (Februar, siehe Stage Hopping 04/20, Anm.) kleine Konzerte unter dem Namen Brothers Of A Feather. Außer um die Werbetrommel für kommende Reunion-Touren zu schlagen: Was war der Grund, den Live-Rahmen zunächst so klein zu halten?

Robinson: Als wir wieder zueinanderfanden, war für uns klar: Wir wollten all die Leute, die uns bisher begleitet und uns dazu gebracht hatten, uns zu entzweien, außen vor lassen. Damit meine ich in erster Linie Manager, Crew-Mitglieder und andere Businessleute, die nur ihre Interessen verfolgten und nicht das Wohl der Band im Sinn hatten. Deshalb war es mir wichtig, dass nur Chris und ich wieder zueinanderfanden, ganz so wie im Wohnzimmer meiner Eltern in den Achtzigern, als ich mit gerade 17 „She Talks To Angels“ schrieb und Chris dazu sang. 

eclipsed: Aber mit allen Musikern kannst du doch nicht zerstritten sein, immerhin waren mit Keyboarder Eddie Harsch, Bassist Sven Pipien und Gitarrist Marc Ford drei Ex-Crowes bei Magpie Salute.

Robinson: Eddie ist ja leider 2016 verstorben, und das, was ich über Manager und andere Leute in der Crowes-Organisation sagte, trifft nicht automatisch auf alle Musiker zu, die bei den Crowes spielten. Aber Chris und ich wollten einen wirklichen Neuanfang, und es sollte alles so sein wie damals auf der Couch unserer Eltern. Marc und Sven sind damit zu so etwas wie Bauernopfern geworden, da wir Leute und Musiker suchten, die bisher nicht mit dabei waren. Also nichts von alledem mitbekamen, weshalb wir Robinson-Brüder auseinandergetrieben wurden. Es hört sich vielleicht vermessen an, aber The Black Crowes sind und waren nun einmal Chris und ich. Und wir brauchen, um es in den Rock-Kontext zu bringen, fantastische Musiker. Und dabei ist der Vorteil von Tim Lefebvre (dem neuen Bassisten, Anm.) der, dass er komplett unbefangen und neu dabei ist und Sven Teil des alten, nicht mehr funktionierenden Systems war.

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