CHUCK LEAVELL - Der Schattenmann

CHUCK LEAVELL - Der Schattenmann

Der Ex-Keyboarder der Allman Brothers gilt als musikalischer Leiter der Stones. Als derjenige, der Keith & Co. sagt, was sie zu spielen haben, und den ganzen Laden zusammenhält. Im eclipsed-Interview plaudert der 70-Jährige aus dem Nähkästchen – und hat sichtlich Spaß daran. 

Brüssel, am Morgen des Konzerts im König-Baudouin-Stadion: Der kleine Mann mit dem weißen Vollbart, der neben seiner Tätigkeit bei den Stones als Session-Musiker für Eric Clapton, David Gilmour oder John Mayer fungiert, ist das einzige Mitglied der Band, das sich in Corona-Zeiten traut, Interviews zu geben. Der Rest hat Angst vor Infektionen und emotionalen Ausführungen zum Thema Charlie Watts. 

eclipsed: Chuck, du bist seit 40 Jahren in Diensten der Stones. Wie erklärst du dir die lange Zusammenarbeit?

Chuck Leavell: Ich bin billig! (lacht) Als ich 1982 zur Band stieß, dachte ich: Vielleicht bleibe ich vier oder fünf Jahre. Jetzt sind es schon 40, und sie geben mir sogar den Titel des musikalischen Leiters, worüber ich nur lachen kann: Mick und Keith lenken dieses Schiff. Und dabei helfe ich ihnen gern. 

eclipsed: Keine falsche Bescheidenheit. Angeblich bist du es auch, der die Setlist zusammenstellt. Wie funktioniert das?

Leavell: Als Erstes krame ich im Archiv: Wann waren wir das letzte Mal vor Ort – und was haben wir gespielt? Einfach, um es ein bisschen anders zu gestalten. Außerdem werfe einen Blick auf Statistiken wie: Welcher Stones-Song wurde im letzten Jahr in Deutschland am meisten gestreamt? Für gewöhnlich ist es das, was man erwartet, doch ab und zu tauchen Überraschungen wie „Streets Of Love“ auf, das in Italien durch eine TV-Serie zu neuer Popularität gelangt ist. Solche Dinge berücksichtigen wir. Ich fertige den Entwurf an, schicke ihn Mick, und er sagt, was er davon hält. Dann geht das Ganze an Ronnie und Keith.

eclipsed: Haben die auch mal Einwände? Etwa: „Könnten wir ein bisschen mehr Blues spielen?“

Leavell: Ich wünschte, Keith würde das öfter sagen. Ab und zu tut er das tatsächlich, aber meistens sind alle kompromissbereit. Zum Glück … (lacht)

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