Die US-Band PUSCIFER schickt ihre Songs durch den Teilchenbeschleuniger

Die US-Band PUSCIFER schickt ihre Songs durch den Teilchenbeschleuniger

Puscifer, so kann man allerorten lesen, sei ein Nebenprojekt von Tool. Doch ist es nicht längst umgekehrt? Zwar werden auch die Abstände zwischen den Puscifer-Alben größer, doch auf der neuen CD „Existential Reckoning“ legen Maynard James Keenan und Co. ein beredtes Zeugnis von Kontinuität ab.

eclipsed: Euer neues Album klingt wie ein 3D-Universum in Raum und Zeit. Wie ist es dazu gekommen?

Mat Mitchell: Bei diesem Album entschieden wir uns für eine frühe Digital Work Station namens Fairlight. Ihre Möglichkeiten sind zwar sehr limitiert, aber das zwingt uns eben, kreativ mit diesen Formatierungen umzugehen. Die Herausforderung bestand darin, auf diesem alten Werkzeug immer noch nach Puscifer zu klingen. So entstanden die Grundideen für das Album. Wir begannen buchstäblich damit, Knöpfe zu drücken. Daraus ergaben sich Stimmungen, die uns wiederum sagten, in welche Richtung die Emotionen, Storys und letztlich die Tracks gehen würden. Wir haben uns überhaupt keine Gedanken über ein Konzept gemacht, das wir dann klanglich hätten umsetzen müssen.

eclipsed: Wie genau kann man sich das vorstellen?

Carina Round: Mat rollt diese wundervollen Soundscapes vor uns aus. Auf dieser Grundlage formuliert Maynard dann klare Ideen. Das kann ein kompletter Text mit Melodie sein oder ein Rhythmus oder vielleicht auch nur ein winziges Fragment. Diese Sachen schickt er dann an mich weiter, damit ich es mit weiteren Ideen komplettiere. Meine Arbeit geht dann wieder an Mat zurück, der schickt es abermals an Maynard. Es ist wie ein Querschläger, der von einem zum anderen geht.

eclipsed: Habt ihr diese Arbeitsweise nur für „Existential Reckoning“ angewendet, oder ist das euer regulärer Workflow?

Mitchell: Dieser Arbeitsprozess ist bei Puscifer der Normalfall. Lediglich die Personen, Geräte und zeitlichen Umstände haben sich geändert. Normalerweise sitzt die Band bis zu vier Monate auf diesem Karussell, diesmal sind es acht Monate gewesen. Viele Anfangsideen kommen uns auf Tour, wenn wir uns in der Garderobe langweilen und mit der Saat neuer Ideen rumspielen. Manche Ideen auf dem Album sind bereits fünf oder sogar zehn Jahre alt. Sobald Maynard in diesen Samen etwas sieht, gießen wir sie und lassen sie wachsen. Dieser Prozess zieht sich kontinuierlich durch unsere gesamte Karriere. Carina war wesentlich mehr bei dieser Platte involviert, aber die Grundarbeitsweise hat sich kaum verändert.

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