ELBOW - Die heilende Kraft der Musik

10. Dezember 2021

Elbow

ELBOW - Die heilende Kraft der Musik

Mit den Zeiten ändern sich die Gepflogenheiten. Dies gilt in besonderem Maße auch für die Musik: Schien sich vor der Corona-Krise das Motto „Je belangloser, desto massenkompatibler“ durchgesetzt zu haben, hat sich 18 Monate später bei den meisten Songschreibern so viel angestaut, dass sie sich jetzt mit Inhalten Gehör verschaffen wollen. Dabei lassen sich zwei Lager unterscheiden: Die einen müssen zunächst die Lethargie des Stillstands abschütteln, die anderen umarmen das neue Post-Covid-Lebensgefühl – nicht zuletzt in der stillen Angst, es könnte von kurzer Dauer sein. Zu Letzteren gehört die Band Elbow. Ihr neues Album „Flight Dream 1“ ist ein leidenschaftliches Bekenntnis zur Schönheit des Lebens. 

Die neue Normalität

Es sei nicht die ihre Absicht, für irgendjemanden außer sich selbst zu sprechen, versichert Sänger und Texter Guy Garvey. Das neue Album sei ein Produkt der Zeit, die außer der Band ja auch alle anderen Menschen durchmachen mussten. Gefühl wurde bei Elbow schon immer großgeschrieben, doch auf „Flight Dream 1“ erreicht die Band ein neues Level der Emotionalität. „Wir alle kamen aus ganz unterschiedlichen Situationen“, erinnert sich Garvey. „Eigentlich sollten wir ja unsere letzte Platte promoten, die viel lauter und wütender ist. Wir tourten gerade in den USA und Mexiko, als der Shutdown die Welt traf. Auf YouTube veröffentlichten wir einige Videos. Die Leute konnten sich verschiedene Songs wünschen, und die subtileren, sanfteren Songs hatten definitiv die Nase vorn. Auch wir fanden diese Stimmung passend, sodass wir beschlossen, diesen Zeitgeist festzuhalten und neue Songs in dieser Atmosphäre zu schreiben. Wir wollten der Situation etwas Positives abgewinnen. Wir steckten in einer völlig neuen Normalität, mit der zunächst niemand umgehen konnte. Darauf mussten wir reagieren.“

Dabei galt es auch, besondere Herausforderungen im Alltag zu bewältigen: Neben dem Homeschooling der Kinder hatte Garvey seine Schwiegermutter zu pflegen, die bekannte Schauspielerin Diana Rigg, die in seinem Haus an Krebs starb. Nur tief in der Nacht fand er Zeit, sich mit der Musik für das neue Album zu befassen. „Wenn meine Familie schlief, schlich ich mich zur Hintertür hinaus, brach eine Flasche Whisky und eine Packung Zigaretten an und hörte mir an, was die anderen geschickt hatten. Und das war unglaublich: Sie alle reflektierten präzise, was in dieser Zeit passierte. Ich kenne sie seit 30 Jahren, aber in ihren Songs verrieten sie mir, wie es ihnen aktuell ging. So wurde eine sehr romantische und nostalgische Geschichte daraus.“

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