GREEN ASPHALT sind die größten Hoffnungsträger im Gefolge von Gentle Giant

11. Juli 2022

Green Asphalt

GREEN ASPHALT sind die größten Hoffnungsträger im Gefolge von Gentle Giant

Dan Bornemarks T-Shirt mit dem „Free Hand“-Covermotiv sagt alles: Der Sänger, Multiinstrumentalist und Hauptkomponist von Green Asphalt ist ein riesiger Gentle-Giant-Fan. Dies hört man deutlich auf dem selbstbetitelten Debütwerk seiner Band, das dennoch höchst eigenständig tönt und ein gefundenes Fressen für all jene Hörer ist, die auf komplexe Prog-Songs voller Spielwitz stehen. 

Im Interview mit eclipsed berichtet der 57-jährige Schwede von seinem Faible für Kindermusik (er hat mehrere Alben für kleine Zuhörer herausgebracht), seine langjährige Freundschaft zu den Musikern von Gentle Giant und natürlich über das „Green Asphalt“-Album, dessen Entstehungsprozess sich 17 Jahre lang hinzog. Aber wie heißt es doch so schön: Ende gut, alles gut! 

eclipsed: Dan, du kommst aus einer sehr musikalischen Familie, denn sowohl dein Vater Valter als auch deine Mutter Gullan haben komponiert. Wie alt warst du, als du dein erstes Instrument erlernt hast? 

Dan Bornemark: Ich sage immer: Als ich laufen lernte, lief ich als erstes zum Flügel – denn dort war meine ganze Familie. Meine zwei Brüder und meine Schwester saßen dauernd am Instrument – oder zumindest dann, wenn meine Mutter oder mein Vater nicht spielten. Wenn es mal eine freie Minute gab, ging ich zum Flügel und klimperte darauf herum. (Bornemark spielt einige dissonante Ton-Cluster auf seinem E-Piano.) Das war fantastisch! Mit vier oder fünf Jahren probierte ich dann zum ersten Mal einige Akkorde aus, aber der wichtigste Moment für mich war, als ich eine Oktave greifen konnte. Als ich älter wurde, spielte ich häufiger, aber meine Geschwister schlossen dann immer die Türe und meinten: „Sei still.“ (schmunzelt). Ich bin aber sehr froh, dass ich weitergemacht habe. 

eclipsed: Haben dich deine Eltern zum Musikmachen ermutigt? 

Bornemark: Eigentlich nicht, denn ich habe mir vieles selbst draufgeschafft. Meine Mutter hat mir jedoch das Notenschreiben und ein bisschen Musiktheorie beigebracht. Eigentlich war aber mein großer Bruder Sven derjenige, der sich am besten mit Musiktheorie auskannte, und er sagte zu mir: „Lerne alle Akkorde und die Namen dazu, dann hast du kein Problem.“ Heute wünschte ich mir, ich hätte nicht die ganze Musiktheorie im Kopf, denn damals war Musik noch wie ein Märchen für mich. Ich glaube auch, dass Nicht-Musiker einen Vorteil haben, weil sie Musik so wahrnehmen, wie sie ist, ohne zu wissen, warum sie so ist. Ich brauchte übrigens ewig, bis ich erkannte, dass die Basslinien von „Three Friends“ und „Mister Class And Quality“ (beide vom Gentle-Giant-Album „Three Friends“; Anm.) identisch sind und nur in unterschiedlichen Tempi gespielt werden.

eclipsed: Hast du ein gutes relatives Gehör oder eventuell sogar ein absolutes Gehör? 

Bornemark: Ich bin sehr selbstbewusst, was mein relatives Gehör angeht. (schmunzelt) Meine beiden Töchter haben allerdings das absolute Gehör und beschweren sich immer, wenn ich beim Singen danebenliege. 

eclipsed: Gab es einen bestimmten Moment, als du beschlossen hast: Ich will in die Fußstapfen meiner Eltern treten und ebenfalls Komponist werden? 

Bornemark: Ich hatte eigentlich nie eine andere Wahl. Für Sport hatte ich kein Talent, aber ich habe gerne Pfifferlinge gesammelt – allerdings wollte ich kein professioneller Pfifferlingssammler werden. (lacht) Musik war für mich immer die offensichtliche Wahl, wobei es zwischen meinen Geschwistern und mir immer einen Konkurrenzkampf gab, denn ich wollte ihnen zeigen, wie weit man mit einem Akkord gehen kann. (Bornemark spielt verschiedene Dur-Akkorde über einem gleichbleibenden Grundton.) Ich sagte: „Hört euch das an – und das!“ Sie waren nie beeindruckt, aber genau motivierte mich, denn ich wollte immer so sein wie sie. Mitte der Siebziger hatten sie eine Band namens Press, und sie spielten die beste Musik, die ich kannte. (Das einzige Album „Release“ entstand 1977/78, erschien aber erst 2010; Anm.) 

An zweiter Stelle folgten Gentle Giant, und danach kamen Genesis und Frank Zappa. Es war toll, meine älteren Geschwister als Vorbilder zu haben. Noch viel wichtiger war unsere gemeinsame Liebe zur magischen Kunst des Kontrapunkts (musikalische Satztechnik, bei der mehrere Stimmen gleichberechtigt sind; Anm.). Wir lernten zwar keinen Kontrapunkt im strengen Sinne, aber unsere Mutter hatte ein gutes Gefühl dafür. Alles was sie spielte, war geprägt von perfekter Stimmführung und Gegenstimmen, die sich unabhängig voneinander bewegten und schließlich den Weg „nach Hause“ fanden, sprich: zum letzten Akkord. Und als wir später Gentle Giant und die anderen Bands entdeckten, wurde es noch besser ...

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