JEAN-MICHEL JARRE - Electro-Avatar in Notre-Dame

25. Oktober 2021

Jean-Michel Jarre

JEAN-MICHEL JARRE - Electro-Avatar in Notre-Dame

Silvester 2020 trat der französische Elektronikpionier Jean-Michel Jarre als Avatar in einer virtuellen Version der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris auf – ein VR-Erlebnis, das den Rahmen für ein live aus einem Studio übertragenes Konzert bildete. 75 Millionen Zuschauer verfolgten die Liveübertragung des in dieser Form noch nicht dagewesenen multimedialen Events. Mit dem Album „Live In Notre-Dame VR – Welcome To The Other Side“ lässt sich das Spektakel nun rein akustisch auf CD oder auch visuell auf Blu-ray nacherleben. 

Jean-Michel Jarre ist berühmt für überdimensionale Liveevents vor eindrucksvollen Kulissen: So musizierte er nicht nur u. a. vor der Lomonossow-Universität Moskau, in China, Japan, Lyon, Houston und sogar bei den Pyramiden von Gizeh, sondern natürlich auch schon in Paris auf dem Place de la Concorde sowie vor dem Eiffelturm. Da war es für ihn höchste Zeit, auch die Kathedrale Notre-Dame aufzusuchen. Ein Konzert in diesem für die Hauptstadt der Grande Nation so symbolhaften Bauwerk wird allerdings vorerst nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern vor allem aufgrund des verheerenden Brandes, durch den das Weltkulturerbe 2019 in seinen Grundfesten erschüttert wurde, ein Traum bleiben. Doch der Franzose wäre nicht der gewiefte Innovator, als der er bekannt ist, hätte er nicht mit einem VR-Event einen Ausweg gefunden. Mittels einer auf der Blu-ray mitgelieferten Dokumentation kann man in dessen Entstehung eintauchen. Wir haben den Meister aber gleich selbst befragt.

eclipsed: Jean-Michel, wie entstand die Idee, die Kathedrale Notre-Dame de Paris, dieses große kulturelle Wahrzeichen französischer Geschichte, als Kulisse für ein VR-Event zu nutzen?

Jean-Michel Jarre: Notre-Dame ist ja nicht einfach ein Monument der katholischen Kirche, sondern viel mehr als das. Es ist fast ein Synonym für das menschliche Wesen und ein Weltkulturerbe der UNESCO. An einem solchen Ort zu spielen, hat mich schon immer sehr interessiert. Da richtige Liveshows in der Pandemie ja nicht möglich waren, suchte ich nach einer Möglichkeit, dennoch meine Musik mit einem Publikum zu teilen, und fand sie in virtueller Realität. 

eclipsed: In der Kathedrale einfach ohne Publikum zu spielen, war wegen der angegriffenen Bausubstanz keine Option?

Jarre: Richtig, es ist bis zum heutigen Tage nicht erlaubt, irgendetwas innerhalb der Kathedrale zu machen. Deshalb mussten wir es quasi „von der anderen Seite“ aus durchführen, also als virtuelles Event. 

eclipsed: Wolltest du in Corona-Zeiten ein Zeichen gegen die Isolation setzen?

Jarre: Unbedingt. Ich wollte ein deutliches Signal der Hoffnung senden. 

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