JOE JACKSON - Die ewige Jugend klassischer Songs

31. Januar 2019

Joe Jackson

JOE JACKSON - Die ewige Jugend klassischer Songs

Er ist ein wenig in die Jahre gekommen. Joe Jackson war von Anbeginn ein Künstler, dem Jugendlichkeit nicht viel bedeutete. Auf seiner neuen Studioarbeit „Fool“ hält der britische Stilwandler Rückschau auf seine Laufbahn, die vor vierzig Jahren mit dem Album „Look Sharp!“ begann, und auf ein gutes Jahrhundert klassisches Songwriting von George Gershwin über die Beatles und Kinks bis in die Gegenwart.

Als wir Joe Jackson im Dezember in einem Berliner Hotel gegenübertreten, ist er gegenüber dem letzten Interview, das wir mit ihm führten, sichtlich gealtert. Er wirkt erschöpft und bewegt sich schwerfällig (er habe die Nacht zuvor schlecht geschlafen, erfahren wir hinterher). Damit steht die Momentaufnahme seines Erscheinungsbildes in krassem Gegensatz zu der Kraft und Vitalität, die sein neues Album „Fool“ verströmt.

eclipsed: Du bist unmittelbar nach der letzten Tour ins Studio gegangen. So entstehen eher Jazzplatten. Ist „Fool“ ein Popalbum im Jazzgewand?

Joe Jackson: Wäre es eine Jazzplatte, würde da wohl viel mehr improvisiert werden. Auf dem Album gibt es aber kaum Improvisationen. Aber sie ist sehr spontan. Seit meinem allerersten Album habe ich keine vergleichbare Produktion mehr gemacht. Einfach vier Typen in einem Studio. Es ist wirklich ein Bandalbum. Ich weiß nicht, warum nicht mehr Musiker solche Alben machen. Ich weiß ja nicht einmal, warum ich selbst nicht öfter solche Alben mache. Dazu braucht man eine reguläre Band. Ich arbeite mit diesen Jungs nun lange genug zusammen, um dieses Risiko eingehen zu können. Ich muss den Motor nur anschmeißen, und er läuft von selbst.

eclipsed: Nimmst du das Gepäck deiner berühmten Popalben, deiner Sinfonie und deiner jazzigeren Platten in so eine Produktion mit oder wirfst du es vorher ab?

Jackson: Wenn ich an einem neuen Projekt arbeite, denke ich an nichts anderes. Ich frage mich, was das Material, mit dem ich mich gerade beschäftige, braucht, und wie ich am besten damit umgehe. Für mich sind meine Platten Fenster in eine bestimmte Zeit meines Lebens. Aber sie sind nicht autobiografisch. Ich missbrauche sie nicht als Tagebuch. Aber selbstredend reflektiere ich jeweils die Zeit, in der die Songs entstehen. Gleichzeitig fließt alles, was du weißt, in so eine Produktion mit hinein. Das meiste davon passiert unterbewusst. Das ist ganz unheimlich. Wenn ich am Klavier sitze und etwas ausprobiere, brechen die Ideen über mich herein, und plötzlich habe ich einen halben Song. Es ist, als wären die Sachen bereits da. Ich muss sie nur noch vollenden.

eclipsed: Klingt, als wäre der Ansturm der Ideen oftmals zu viel für ein einziges Album?

Jackson: Viele Songs bleiben unvollendet, weil ich sie nicht interessant genug finde. Nicht selten beginne ich mit einer Idee, die ich mag, aber es gelingt mir nicht, diese Idee weiterzuentwickeln. Auch wenn sich ein Song zu sehr in eine Richtung entwickelt, die ich oder jemand anders schon beschritten hat, lasse ich ihn fallen. Manchmal verändere ich ihn dann oder schreibe einen neuen Text. Es ist ein ständiges Experimentieren. Wenn es mir aber gelingt, etwas zum Leben zu erwecken, ihm ein Gefühl von Wirklichkeit zu verleihen, dann weiß ich, dass ich etwas habe.

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