MAGNUM „Seit 2001 genießen wir die Freiheit, die Musik zu machen, die wir machen wollen“

31. Januar 2022

Magnum

MAGNUM „Seit 2001 genießen wir die Freiheit, die Musik zu machen, die wir machen wollen“

Der Titel „The Monster Roars“ klingt nach einem Paukenschlag oder Überraschungscoup. 
Dergleichen erwartete allerdings niemand vom 22. Studioalbum der englischen Rockinstitution 
MAGNUM. Auf ihrem 11. Werk seit der Reunion kurz nach der Jahrtausendwende wandelt die Band traumwandlerisch sicher durch ihren eigenen Pomp-Hardrock-Mikrokosmos — eine Umschreibung, die Gitarrist und Songschreiber Tony Clarkin als Kompliment betrachtet. Mit eclipsed sprach er über das neue Album und blickte zurück auf 50 Jahre Bandgeschichte.

Manchmal weiß man eine Band wie Magnum nicht richtig zu schätzen, obwohl kaum eines ihrer Alben als Flop zu bewerten ist. Ganz im Gegenteil: Der Großteil ihres Outputs lässt sich eher mit dem Prädikat „Hochklassig“ auszeichnen. Dass Magnum oft unterschätzt werden, hat natürlich damit zu tun, dass sie niemals wirklich im Zentrum des Rock-Zirkus standen. In den späten 80er- und frühen 90er-Jahren schickten sie sich zwar mal kurz an, zu einer Stadion-Band zu werden, doch die meiste Zeit in ihrer 50-jährigen Geschichte blieben sie popularitätsmäßig eine 2.-Liga-Truppe. Schon als sie 1972 starteten, ging dies nicht gerade mit einem „Big Bang“ einher: Bis zur Veröffentlichung der ersten Single vergingen drei Jahre, das Debütalbum „Kingdom Of Madness“ kam erst 1978 heraus.

Nach einem Zwischenhoch mit „Chase The Dragon“ (1982), im Vereinigten Königreich in den Top 20 und selbst in den USA beachtet, schien die Band Mitte der 80er kurz vor der Auflösung zu stehen. Mit dem auf einem Independent-Label erschienenen Album „On A Storyteller’s Night“ (1985) erfanden sich Magnum dann neu und schlugen die Eckpfeiler ihres bis heute erhaltenen Sounds fest. Während ihrer besagten „Premier-League-Phase“ erschienen „Vigilante“ (1986) und „Wings Of Heaven“ (1988), doch innerhalb weniger Jahre wurden auch Magnum von der Grunge-Welle weggespült. Nach der einstweiligen Auflösung 1995 veröffentlichten die Hauptakteure Tony Clarkin und Sänger Bob Catley in den späten 90ern unter dem Bandnamen Hard Rain zwei soundtechnisch dem damaligen Zeitgeist etwas stärker angepasste Alben. Um die Jahrtausendwende wurden dann die Rufe nach einer Magnum-Reunion lauter. 20 Jahre später bestätigen sie mit „The Monster Roars“, dass man sich auf die Qualität 
von Magnum-Alben noch immer verlassen kann.

eclipsed: 2022 veröffentlicht ihr nicht nur euer 22. Studiowerk – Magnum begehen auch ihr 50-jähriges Jubiläum ... 

Tony Clarkin: Erst einmal bin ich froh, dass wir unseren 50. Jahrestag als aktive Band begehen können. Heutzutage gibt es so viele Bands, die seit einem halben Jahrhundert und mehr dabei sind, aber eigentlich schon lange keine neuen Songs mehr produzieren, sondern nur noch ihre Hits und Klassiker von vor drei oder vier Jahrzehnten live aufführen.

eclipsed: Die meiste Zeit in den 50 Jahren Magnum wart ihr im Hinblick auf das Publikumsinteresse eher in der 2. als in der 1. Liga ...

Clarkin: In meiner Heimatstadt Birmingham gibt es mit Aston Villa einen Club in der Premier League, und Birmingham City ist froh, im Mittelfeld der EFL Championship [zweithöchste Spielklasse im englischen Fußball, Anm.] zu überleben. Nach deiner Lesart waren wir mal kurz in der Premier League, aber ansonsten konstant in der 2. Liga. Ich habe das nie so betrachtet, außer Mitte der 90er, als ich dachte, die Musik von Magnum hätte sich überlebt. Seit 2001 genieße ich die Freiheit und das Privileg, die Musik zu machen, die wir machen wollen.

eclipsed: Ist das auch eine Kritik an eurer Bandphase zwischen 1972 und 1995?

Clarkin: Zumindest an der der 90er-Jahre. Wenn du Erfolg hast, wie wir ihn nach „On A Storyteller’s Night“ hatten, gibt es schnell Leute, die dir erzählen wollen, wie er kommerziell noch zu steigern ist. So stellte man mir für „Goodnight L.A.“ [1990] Co-Autoren an die Seite. Wir hätten uns darauf nicht einlassen sollen. Seit 20 Jahren haben wir nicht mehr den Anspruch, uns neu zu erfinden. Die Basis ist der in den 80ern kreierte Magnum-Sound. Ein Magnum-Album soll wie ein Magnum-Album klingen. Wichtig ist uns, mit der nötigen Liebe zum Detail und guten Melodien zu überzeugen.

Lest mehr im aktuellen Heft ...