MARK LANEGAN - Musikbesessener ohne Sendungsbewusstsein

18. November 2019

Mark Lanegan

MARK LANEGAN - Musikbesessener ohne Sendungsbewusstsein

Wer mit Kurt Cobain, Mitgliedern von Pearl Jam und Marianne Faithfull zusammengearbeitet oder am Meilenstein „Songs For The Deaf“ der Queens Of The Stone Age mitgewirkt hat, besitzt fast zwangsläufig selbst Legendenstatus – ein Ausdruck, dem allerdings immer auch etwas Vergangenes anhaftet. MARK LANEGAN jedoch ist nach wie vor ein höchst produktiver Künstler, der es liebt, sein eigenes Ding zu machen, und ebenso gern genreübergreifende Kollaborationen eingeht.

Im November wird Lanegan 55. Passend dazu kommt im nächsten Frühjahr unter dem Titel „Sing Backwards And Weep“ eine Autobiografie über seine zehn Jahre in Seattle heraus. Dazu gibt es nun mit „Somebody’s Knocking“ ein von den Erinnerungen inspiriertes Album. Im Interview erklärt der Musiker, warum er mit seinen Songs keine Botschaften an die Hörer richten will.

eclipsed: Welche Geschichte verbindet sich mit „Somebody’s Knocking“?

Mark Lanegan: Ich war schon seit längerem mit einigen Ideen schwanger gegangen. Eine davon war die eines Doppelalbums, oldschool auf zwei Vinylscheiben; eine andere, eine Platte zu machen, die deutlich von der Musik meiner Jugend beeinflusst ist. Außerdem sollte jeder Song zu einer potenziellen Single im persönlichen Universum eines Hörers werden. Mit diesem Album habe ich all das umgesetzt – zumindest bin ich damit zufrieden.

eclipsed: Die Presseinfo zitiert dich mit dem Satz „Musik hat mein Leben gerettet“ ….

Lanegan: Ich glaube, Musik hat viele Leben gerettet, nicht nur meines. Ich bin in einer Kleinstadt auf dem Land im Osten von Washington aufgewachsen, wo es hauptsächlich Farmen gab. Als ich den Punkrock entdeckte, veränderte das mein Leben und zeigte mir, in welche Richtung es gehen sollte. Immer wenn es mir nicht so gut ging, wenn ich allein oder ziellos war, half mir Musik. Zu meinen musikalischen Heroen der ersten Stunde zählten die Stooges, der kürzlich verstorbene Roky Erickson, John Cale – einer, mit dem ich sogar die Ehre hatte zu spielen. Joy Division ist eine Band, die mein Leben gerettet hat, und ich hatte das Glück, einige Male mit Peter Hook zu musizieren. Seit Birthday-Party-Zeiten bin ich Nick-Cave-Fan, war mit ihm auf Tour und im Studio – ich bin wirklich in vielerlei Hinsicht gesegnet.

eclipsed: Du wirst auch mit der Aussage zitiert, du versuchtest, nicht zu besorgt über den Zustand der Welt zu sein. Wie meinst du das und wie gelingt es dir?

Lanegan: Du hast die Platte doch gehört, oder? Ich beantworte dir die Frage trotzdem. (lacht rau) Ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben und mich nicht von Mist stressen zu lassen, den ich nicht beeinflussen kann. Was immer in der Welt passiert, entzieht sich definitiv meiner Kontrolle, also ergibt es keinen Sinn, sich darüber zu ärgern.

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