MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA - Sagen aus dem Harz, geschmiedet in akustischem Metall

5. September 2022

Melanie Mau & Martin Schnella

MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA - Sagen aus dem Harz, geschmiedet in akustischem Metall

Sängerin Melanie Mau und Gitarrist Martin Schnella sind als Duo seit 2015 vor allem für ihre einfallsreichen akustischen Versionen berühmter Rock- und Prog-Songs bekannt. „Invoke The Ghosts“ ist nun ihr zweites Werk mit eigenen Stücken. Ein eigenständiges Konzept mit starken Songs ist dabei herausgekommen.

eclipsed: Mit eurem zweiten Album mit eigenen Songs legt ihr ja noch einmal eine Schippe drauf. Wie seid ihr an „Invoke The Ghosts“ herangegangen und wie zu dem Albumtitel gekommen?

Martin Schnella: Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team, was das Songwriting betrifft. Wir bringen unsere Ideen zusammen und lassen sie zu Liedern wachsen. Entweder entstehen sie aus Gitarrenriffs, Melodien oder einer lyrischen Grundlage. Dann greift das eine ins andere, und mit der Zeit reifen die Arrangements heran. Auf den Albumtitel sind wir erst später gekommen, als alle Songs fertig waren. Viele handeln von Sagen und Geistern. Der Titel „Die Geister beschwören“ passte einfach in das Konzept.

eclipsed: Stimmt. Einerseits geht es um Sagen, Historisches oder gar Geistergeschichten aus Filmen. Das wird ja auch gut im Cover widergespiegelt. Was hat euch zu einem Stück über den furchtbaren „Babadook“ bewogen? Und was steckt hinter „The Beast Is Lurking“, „Of Witches And A Pure Heart“ und „Red Beard“? Auch Königin Elisabeth I. habt ihr euch gewidmet. Was fasziniert euch an ihr?

Schnella: Auf unserem ersten Album „The Oblivion Tales“ haben wir bereits 2017 über Sagen aus unserer Heimat, dem Harz, geschrieben. Das kam bei unseren Fans gut an, und wir wurden oft gefragt, ob wir das fortführen würden. So entstand z. B. „Of Witches And A Pure Heart“, das von der Sage um das Harzer Ilsetal handelt. „Red Beard“ erzählt die Geschichte von König Barbarossa, dessen Denkmal im Kyffhäuser-Gebirge steht. „Nur ein Spiel“ ist vom Horrorthriller „The Babadook“ inspiriert. Allerdings ist es weniger ein typischer Horrorfilm, denn die Geschichte handelt von Depressionen, für die der Babadook symbolisch steht. Der Film ist sehr empfehlenswert. Im Lied „The Beast Is Lurking“ geht es um den Kampf, das Richtige zu tun und ein guter Mensch zu sein. In jedem von uns steckt auch etwas Böses. Es ist die Frage, was es braucht, um es an die Oberfläche zu holen.

eclipsed: Auch Königin Elisabeth I. habt ihr euch gewidmet. Was fasziniert euch an ihr?

Melanie Mau: Die Geschichte der Tudors und von Königin Elisabeth I. handelt von Intrigen, Macht, Leidenschaft und auch Female Empowerment, wozu es unendlich viele Mythen um die jungfräuliche Königin gibt. Es ist schon faszinierend, dass eine Frau sich in der damaligen Zeit gegen alle gesellschaftlichen Normen und die Männerwelt gestellt hat!

eclipsed: Demgegenüber stehen Songs, die in der realen Gegenwart angesiedelt sind: „Ein stummer Schrei“ handelt von Krieg, Vertreibung sowie anschließender Flucht übers Meer und „Where’s My Name“ vom Schicksal der Frauen im Nahen bzw. Mittleren Osten ohne eigene Identität. Was hat euch dazu bewogen?

Schnella: Das Album hat musikalisch unterschiedliche Facetten, und das wirkt sich natürlich auch auf die Songtexte aus. Melanie lässt sich von der Musik und den Melodien inspirieren. Dabei entstehen Bilder und  Emotionen, und sie beginnt zu schreiben. Es ist unfassbar traurig, dass so viele Menschen ihr Leben im Mittelmeer lassen, und die Welt schaut zu. Durch den Hashtag #wheresmyname sind wir auf die Probleme der Frauen im Nahen Osten aufmerksam geworden und möchten ihnen eine Stimme geben und sie unterstützen. Uns ist aber natürlich bewusst, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, ein Lied darüber zu schreiben.

eclipsed: Musikalisch sprecht ihr von „Acoustic Metal“. Tatsächlich gebt ihr ja trotzdem bei vielen Songs Gas, sodass bei „The Beast Is Lurking“ die Bezeichnung gerechtfertigt ist. Anderes mit Dudelsack und keltischem Instrumentarium ist klar Folkrock, wenn auch akustisch. Wie seht ihr euren akustischen Ansatz? Bleibt ihr da ganz puristisch dabei, ist es das, was euch auszeichnet? Spielst du die Elektrische nicht so gern, Martin? Ein paar elektrische Gitarren sind dieses Mal im Hintergrund aber ja auch dabei …

Mau: Letztendlich spielt ein direktes Genre gar keine Rolle. Es ist auch schwierig, unseren Stil einheitlich zu benennen. Im Kern machen wir akustische Musik, die von unseren unterschiedlichen musikalischen Vorlieben inspiriert ist. Die Idee, der akustischen Gitarre auch ein paar härtere Töne und Riffs zu entlocken, kam sicher auch von unseren Metal-Akustik-Covern – eine unserer Leidenschaften. Wir lieben irische und folkige Klänge. Ein Album ohne unseren Freund und Gastmusiker Jens Kommnick, der die Uilleann Pipes und Whistles spielt, wäre für uns undenkbar. Seine Melodien haben eine Magie, die mitten ins Herz trifft.

Das komplette Interview ist Teil unseres Online Abos, siehe https://www.eclipsed.de/de/abo

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