PINK FLOYD - Die frühen Jahre

26. Oktober 2016

The Pink Floyd

Vermutlich gaben sich Roger „Syd“ Barrett, Radovan „Bob“ Klose, Nick Mason, Roger Waters und Richard Wright im Januar 1965 auf einer Tanzveranstaltung auf dem Gelände der Royal Air Force in Uxbridge (Westlondon) den Namen The Pink Floyd Sound. Und das mitten im Auftritt, weil das ursprünglich als The Tea Set ankündigte Quintett spitzkriegte, dass eine andere Band, die ebenfalls an diesem Abend aufspielte, unter demselben Namen firmierte. Auch wenn es anderweitige Gerüchte über den Ursprung des Namens Pink Floyd gibt, geht er wohl auf einen Vorschlag Syd Barretts zurück, der die Vornamen der alten Carolina-Bluesmusiker Pink Anderson und Floyd Council verquickte. „Als wir später ein Teil des Londoner Underground wurden, war diese Namensgebung eine glückliche Fügung, denn die Kombination aus ‚Pink‘ und ‚Floyd‘ hat eine psychedelische Zweideutigkeit“, kommentierte Mason 2004.

Die Ursprünge von Pink Floyd aber gehen weiter zurück. Waters, Barrett, David Gilmour wie auch der spätere Floyd-Coverdesigner Storm Thorgerson wuchsen in Cambridge auf. Thorgerson beschrieb Barrett mit den Worten: „Er war der erste von uns, der auf die Beatles abfuhr. Viele von uns wurden Schriftsteller, Musiker, Künstler, Theaterleute. Syd war Syd.“ Es gab diverse Prä-Pink-Floyd-Bands, bei denen sich Barrett, Gilmour, Mason, Waters und Wright die Hörner abstießen. Barretts Schulfreund Albert Prior erinnert sich: „Ich war bereits in einer Band, als Syd mich auf der Schultoilette ansprach. Er wollte wissen, was er tun musste, um auch in eine Band zu kommen und insbesondere, welcher Haarschnitt dafür nötig sei.“

Die Keimzelle Pink Floyds liegt aber in Londons Regent Street Polytechnic, wo sich Mason, Waters und Wright im Rahmen ihres Architekturstudiums kennenlernten. Gemeinsam mit Barrett, der wegen eines Kunststudiums ebenfalls in die englische Hauptstadt gezogen war, und weiteren Musikern gründeten sie eine Band, deren Name bis zu jenem Abend im Januar 1965 in Uxbridge häufig gewechselt hatte.

Rasanter Aufstieg

Ab 1966 ging es mit Pink Floyd kometenhaft auf- und vorwärts. Unter der künstlerischen Führung Syd Barretts wurde die junge Gruppe ein integraler Bestandteil der Undergroundszene Londons. Den Rhythm’n’Blues ihrer Anfangstage ließ sie hinter sich und verstieg sich in Barretts psychedelische Visionen, die den Zeitgeist perfekt abbildeten – und umgekehrt. LSD war mehr als nur eine halluzinogene Droge, es war ein Lebensstil. Der Summer of Love, Swinging London: ein inspirierender Nährboden. Science-Fiction-Storys, Aufbruchstimmung durch neue Techniken und neue gesellschaftliche Strukturen, pastorale Erinnerungen an das Viktorianische England und an Bilder und Bildsprachen skurriler Märchen. All das sollte Pink Floyd und London im nächsten Jahr prägen.

1967 ging es Schlag auf Schlag: Knapp zweihundert Konzerte sollten es werden. Pink Floyd waren Teil des Peter-Whitehead-Films „Tonite Let’s All Make Love In London“, der das Spiegelbild der fiebrigen Szene der Hauptstadt zeichnete. Die Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ werden zur Hymne der beschwingten Stadt. Am 28. Februar nimmt EMI die Band unter Vertrag, bereits am Tag drauf beginnen in den Abbey Road Studios die Aufnahmen zur Debüt-LP „The Piper At The Gates Of Dawn“. „Piper“ sollte zu einem der wichtigsten Psychedelic-Alben werden. Und doch spiegelt es nicht die ausufernden Freak-outs wider, die die Band live entfachte.

Schon oft ist darüber berichtet worden, dass der immense Druck, den die ersten kommerziellen Erfolge mit sich brachten, und sein immenser LSD-Konsum Syd Barrett psychisch mehr und mehr zusetzten. So sehr, dass er ernstlich erkrankte und eine Arbeit mit der Band nicht mehr möglich war. Am 20. Januar 1968 spielten Pink Floyd in Hastings – bereits mit David Gilmour als zweitem Gitarristen – ihr letztes Konzert mit Barrett. Zum nächsten Auftritt am 26. Januar in Southampton holte die Band ihn einfach nicht mehr ab. Ohne Barretts Wissen spielten Pink Floyd weitere Gigs. Für Richard Wright, der sich zu der Zeit mit Barrett eine Wohnung in Richmond teilte, war die Situation schwierig: „Ich musste Dinge sagen wie ‚Syd, ich geh mir Zigaretten holen‘, dann bin ich los zum Konzert und kam erst am nächsten Tag wieder. Es war schrecklich.“

Lest mehr im eclipsed Nr. 185 (November 2016).