STYX - „Eine Band muss sich weiterentwickeln, sonst ist sie tot“

31. Juli 2021

Styx

STYX - „Eine Band muss sich weiterentwickeln, sonst ist sie tot“

Die Styx-Sage geht weiter: Vier Jahre nach dem Konzeptalbum „The Mission“ meldet sich die Band aus Chicago mit dem nicht minder ambitionierten Werk „Crash Of The Crown“ zurück. Auch nach rund fünf Jahrzehnten im Rockorbit entwickelt sie sich immer noch weiter, ohne dabei ihre Identität zu verlieren. Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger James „J. Y.“ Young hat seine ureigene Sicht auf die Dinge und plaudert offen über sein Verhältnis zum bis heute gelegentlich den Bass spielenden Chuck Panozzo und dem ehemaligen Keyboader und Sänger Dennis DeYoung.

Wäre es uns insbesondere darum gegangen, euphorische Aussagen zum neuen Styx-Album zu sammeln, hätten wir uns am besten wieder mit Tommy Shaw unterhalten. Der Gitarrist und Sänger stieß 1975 zur Band und wurde dort vor allem nach dem Ausscheiden Dennis DeYoungs 1999 immer mehr zur zentralen Figur. Zuletzt sprachen wir mit ihm 2017 anlässlich des Erscheinens von „The Mission“, des damals ersten Styx-Studiowerks mit eigenem Material seit 14 Jahren. Diesmal jedoch freue ich mich sehr, James Young an der Strippe zu haben. Der Gitarrist gehörte bereits ab 1970 zur Band, als diese noch TW4 hieß. Aus einem Interview aus den 90ern weiß ich, dass Young ein pragmatischer, direkter Mensch ist, der die Dinge ohne Umschweife beim Namen nennt – was sehr gut mit seinem in der Regel harten Gitarrensound korrespondiert.

eclipsed: Du bist derjenige bei Styx, der für die Hardrockelemente sorgt bzw. plädiert. Oder ist das nur eine oft wiederholte und nicht mehr wahre Legende?

James Young: Jede Rose hat einen Dorn, und der bin ich nun mal bei Styx. (lacht) Das ist schon richtig, so sehr ich Styx mit all ihren Facetten mag, sei es balladesk oder mal richtig progressiv, bin ich schon der Hardrocker in der Band und sage ganz klar meine Meinung. Manchmal kann ich mich durchsetzen, ein anderes Mal nicht.

eclipsed: Zum Beispiel?

J. Y.: „Boat On The River“. Ich nenne ihn hier, weil der Song in den USA zwar vollkommen unwichtig ist für Styx, aber irgendwer meinte, dass er in Europa als Single veröffentlicht werden sollte, und er wurde in den deutschsprachigen Ländern unser größter Hit – so eine Art „Signature-Song“, obwohl er nie und nimmer für Styx steht, vielleicht für eine kleine Soundnische von uns, um es wohlwollend auszudrücken. Ich habe den Song von Anfang an nicht gemocht und hasse auch Tommy Shaws Mandoline in dem Track. Und ich gebe zu Protokoll: Ich habe mit dem Song nichts zu tun und habe mich geweigert, daran mitzuwirken. 

eclipsed: Aber an den letzten beiden Alben hast du gern mitgewirkt, oder?

J. Y.: Mit „The Mission“ habe ich so meine Probleme. Mich erinnert es ein wenig an „Crystal Ball“ [1976 das erste Album mit Tommy Shaw, Anm.]. Nicht so sehr vom Sound her, aber es ist wie „Crystal“ ein ganz spezielles und kein typisches Styx-Album. „The Mission“ war komplett Tommys Ding, der wollte ein melodisches Prog-Album machen. Diese ganze Weltraumgeschichte ist überhaupt nicht mein Ding, dafür bin ich vielleicht zu bodenständig. Okay, Tommy ist die treibende Kraft hinter Styx. Der brauchte das Album einfach, um sich auszutoben. Er macht sich andauernd Gedanken, in welche Richtung es weitergehen könnte. Und da bin ich auf seiner Seite, eine Band muss sich weiterentwickeln, sonst ist sie tot ...

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