BJÖRK - Die Selbstheilerin

23. April 2015

Björk

Wer dieser Tage das Museum of Modern Art in New York betritt, findet sich in einer Bilder- und Soundinstallation wieder, in der aus Kopfhörern und auf Leinwänden, auf Monitoren und in Bilderrahmen Björk zu hören und zu sehen ist. 50 wird sie im November, mehr als die Hälfte dieser Zeitspanne prägte sie die Popwelt mit einem faszinierend eigensinnigen Stil, in dem Futuristisches und Archaisches wie natürlich miteinander verschmolzen: organisch anmutende Elektronica, zerborstene Beats, quecksilbrig zerlaufende Gesangsmelodien und eine Stimme, die zum Aushängeschild für Pop „made in Iceland“ wurde.

Im MoMa bietet schon allein das 2011er-Album „Biophilia“ einen eigenen multimedialen Mikrokosmos. Björk befasste sich mit dem Universum im Kleinen wie im Großen, dazu hatte sie neuartige Instrumente entwickelt sowie zu jedem Song eine App programmieren lassen: ein Album als offenes Labor. Von hier aus konnte es kaum noch futuristischer und abstrakter werden. Würde sich ihr nächstes Experiment überhaupt noch innerhalb des Albumformats vollziehen?

Es sollte anders kommen, und anstatt über neuer Konzeptmusik zu brüten, kam Björk ihr Privatleben in die Quere. Ihre Beziehung mit dem US-Filmkünstler Matthew Barney, aus der eine gemeinsame Tochter hervorgegangen ist, ging nach 13 Jahren in die Brüche. Das Ergebnis ist ein ungewohnt intimes Album, Neuland für Björk. Darin wendet sie den Blick auf ihr Innenleben und richtet ihre Worte direkt an die zweite Person, die ihr Leben aus den Fugen brachte. Jeder der neun Songs reflektiert einen Gefühlszustand auf dem Leidensweg vor der Trennung und der Befindlichkeit danach. „A complete heartbreak album“ sei „Vulnicura“, notierte die Songschreiberin auf Facebook. Und sie wäre nicht Björk, würde sie nicht aus dem schmerzhaften Stoff ein Konzept schmieden.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 170 (Mai 2015).