Der eclipsed-Rockstädte-Check: HAMBURG

27. Mai 2015

Hamburg

Dienstag, 12. Mai, ein ganz normaler Arbeitstag. In der Astra-Stube spielen Boxed In, im freundlich & kompetent The Little Unsaid, im Cotton Club die Jailhouse Jazzmen, im Nachtasyl Douglas Dare, in der Hasenschaukel Fleming Borby. Eine Rocksession gibt es im Barrock, einen Song-Slam im Molotow. In der Monopol Bar des Cityhotels sind Bossa & Friends zu Gast, im Knust Wellbad, und auf dem Vorplatz zeigt der Hamburger Kneipenchor, was ein Hamburger Kneipenchor zu leisten imstande ist. In Altonas Kulturkirche treten die Villagers auf, in der Roten Flora No Omega, in der Prinzenbar Daniel Nitt, im Nochtspeicher Graziella Schazad und im Golem das European New York Quartet.

Auf der am Kirchenpauerkai befestigten MS Stubnitz lassen thisquietarmy ihre großflächigen Postrock-Strukturen erklingen. Mehr oder weniger unbekannte Künstler im Bereich Rock/Pop/Blues/Jazz in mehr oder weniger kleinen Clubs. An anderen Tagen andere Künstler in anderen Konzerthallen. Der Ruf Hamburgs als die Rockmusikstadt Deutschlands manifestiert sich im Jahr 2015 nicht nur an den großen, die breite Aufmerksamkeit erregenden Konzerten berühmter Musiker in der Megahalle O2 World, der kleineren Alsterdorfer Sporthalle, dem CCH-Kongresszentrum oder gar in der Imtech Arena, Spielstätte des Hamburger Sportvereins.

Über zwanzig Konzerte im Bereich Rock gibt es jeden Tag im Durchschnitt in Hamburg. Freitags und samstags sind es über dreißig. Der Rock spielt sich auch im Kleinen ab, seine Vielfalt vor allem im Kleinen. Im Kleinen Hamburgs haben auch die Allergrößten begonnen: The Beatles. Die Fab Four sind weder Söhne Hamburgs noch in der Hansestadt erwachsen geworden, aber in ihr zur Schule gegangen – im übertragenen Sinne wie wortwörtlich. Von 1960 bis 1962 gab die größte Popband aller Zeiten in Hamburg an über 200 Tagen Konzerte gegeben, fand in der Besetzung Lennon/McCartney/Harrison/Starr zusammen, lernte die Fotografin Astrid Kirchherr kennen, die ihnen die berühmte Pilzkopffrisur verpasste, und den Musiker/Künstler Klaus Voormann, der das Cover von „Revolver“ und der „Beatles Anthology“-Alben gestaltete – und machte erste Plattenaufnahmen: als Begleitmusiker von Tony Sheridan im Keller unterhalb der Aula des Friedrich-Ebert-Gymnasiums, Hamburgs zweitältester Schule.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 171 (Juni 2015).