LAZULI - Scheu vor Scheuklappen

16. März 2016

Lazuli

Lazuli wurden 1998 von den Brüdern Claude und Dominique Leonetti gegründet. Nach etlichen Personalwechseln scheinen sie seit ihrem vor zwei Jahren erschienenen Album „Tant Que L’herbe Est Grasse“ (2014) eine gefestigte Einheit zu sein. Wie ihre neue Einspielung „No Âmes Saoules“ entstanden ist und was sich hinter den Texten verbirgt erläutert Sänger und Gitarrist Dominique Leonetti.

eclipsed: „No Âmes Saoules“ ist sehr sinnlich, manchmal sogar ein wenig klaustrophobisch. Wovon wurde die Platte vor und während ihrer Entstehung inspiriert und beeinflusst?

Dominique Leonetti: Wenn man sich die heutige Weltlage betrachtet, kann einen das nicht kalt lassen. Wir haben als Musiker die Möglichkeit, unsere Gefühle und Gedanken in Texten zu verarbeiten und den Leuten hoffentlich auf diese Art und Weise die Augen zu öffnen und sie auf die Missstände aufmerksam zu machen. Mich berührt es jedenfalls, wenn ich Tag für Tag sehe, wie die Welt den Bach runtergeht. Dies findet selbstverständlich auch in den Texten und der Musik seinen Niederschlag. Wir wollen den Leuten gleichzeitig aber auch Hoffnung geben und vor allem Mut machen, dass jeder Einzelne etwas verändern kann, wenn er nur will. Nimm zum Beispiel das Stück „Chaussures à nos pieds“, hier will ich den Leuten, die einen ihnen nahestehenden Menschen verloren haben, wieder Mut machen. Ich will ihnen die Botschaft rüberbringen, dass das Leben zu kurz ist, um immer nur in Trauer zu leben.

eclipsed: Kann man auf „No Âmes Saoules“ eure musikalische Reise über die Jahre heraushören?

Leonetti: Da wir schon immer am Puls der Zeit waren mit unseren Themen, hat sich textlich nicht viel geändert. Musikalisch haben wir uns enorm weiterentwickelt. Wir haben keine Scheu mehr vor Experimenten, beziehen zum Beispiel Folk, Chanson oder Ethno in unsere Musik mit ein. Natürlich spielt Prog noch immer eine große Rolle auf unseren Alben, aber wir lassen uns nicht gerne in eine Schublade stecken. Dafür sind wir viel zu offen und experimentierfreudig. Über die Jahre hinweg fallen einem die Scheuklappen herunter, und je mehr man sich musikalisch öffnet, desto reifer wird man.

eclipsed: Heißt das, dass ihr euch stilistisch künftig noch breiter aufstellen werdet?

Leonetti: Selbstverständlich schwirren immer wieder neue Ideen in unseren Köpfen herum. Welche neuen Elemente wir künftig in unsere Musik einfügen werden, kann niemand vorhersagen. Dies geschieht ganz spontan während des Schreibprozess. Auf jeden Fall wollen wir unsere Hörer immer wieder überraschen, aber nach einem festen Plan gehen wir dabei ganz bestimmt nicht vor.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 179 (April 2016).