LED ZEPPELIN - Der zweite Streich

23. Oktober 2014

Led Zeppelin

Jimmy Page ist bester Laune. Kein Wunder: Nach dem Erfolg des ersten Teils der Remasters sind der Druck und die Unsicherheit verflogen, das mediale Interesse ist auf ein gesundes Maß zusammengeschrumpft und – noch viel wichtiger – er ist sich sicher, dass er in Interviews genau den Respekt erfährt, den er sich stets von der schreibenden Zunft gewünscht hat. Weshalb er beim eclipsed-Termin im Londoner Hotel Gore denn auch wirklich alle Masken fallen lässt und tiefe Einblicke in ein komplexes Innenleben zwischen Stolz, Geltungsbewusstsein, aber auch tiefer zwischenmenschlicher Enttäuschung gewährt –in Bezug auf Ex-Buddy Robert Plant, zu dem der 70-jährige Ausnahmegitarrist inzwischen deutlich auf Distanz geht und ungewohnt starke emotionale Regungen zeigt.

eclipsed: Jimmy, wie empfindest du den Erfolg der bisherigen Remasters und wie gehst du mit dem überwältigenden Medieninteresse um?

Jimmy Page: Es ist wunderbar. Wunderbar! Ich fand die Reaktion der Presse fantastisch. Sie hat sich endlich richtig Mühe mit Led Zeppelin gegeben. Sie war interessiert, recherchierte sauber, und sie war ehrlich und aufrichtig begeistert, was die Bonustracks und deren Geschichte betraf. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe eher gedacht, sie ignoriert uns wie in der Vergangenheit und schreibt, was sie will. Irgendeinen Blödsinn, der wieder nur die alten Geschichten aufkocht. Die Presse hat mir zum ersten Mal richtig zugehört und nicht versucht, mir jedes Wort im Mund herumzudrehen. Und was die Verkäufe betrifft, habe ich den Typen von der Plattenfirma immer gesagt: Unterschätzt niemals die Led-Zeppelin-Fanbase, die ist unglaublich treu. Und genau so war es auch diesmal: Die Leute haben das Vinyl und die Deluxe-Editionen gekauft, obwohl sie die Originale seit vierzig Jahren im Schrank haben. Es ist eine wunderbare Erfahrung zu erkennen, dass für sie Led Zep etwas ähnlich Besonderes ist wie für mich. Insofern werde ich dieses Remasters-Projekt immer in guter Erinnerung behalten. Es hat eine Menge Spaß gemacht.

eclipsed: Stimmt es, dass es eine Petition gab, die dich zu einem Gastspiel beim diesjährigen Glastonbury-Festival bewegen sollte?

Page: Die gab es wirklich – aber es ging nicht um mich alleine, sondern natürlich um Led Zeppelin. Michael Eavis, der Veranstalter, hat Robert auch persönlich gefragt, ob er sich nicht einen Ruck geben könne. Er war ja ohnehin mit seiner Band für Glastonbury gebucht. Das hätte man also wunderbar kombinieren oder auch umswitchen können. Aber alles, was als Reaktion kam, war: „Auf keinen Fall!“ (lacht laut los) Im Ernst: Das ist genau so passiert, und deshalb erzähle ich es auch so.

eclipsed: Was hältst du von seiner Reaktion?

Page: Ich finde sie lächerlich. Ich weiß wirklich nicht, warum er sich so sträubt. Schließlich ist es doch toll, wenn die Leute so scharf darauf sind, dich zu sehen. Das ist der Traum eines jeden Musikers. Aber offensichtlich nicht seiner, was wirklich schade ist.

eclipsed: Wie stehst du dazu, dass Robert sich von dir zum Sündenbock im Bezug auf die gescheiterte Led-Zep-Reunion gemacht fühlt?

Page: (lacht) Wie war das? Er fühlt sich zum Sündenbock gemacht, habe ich das richtig verstanden?

eclipsed: Ja, weil du in Interviews immer betonst, es wäre nicht deine Schuld, dass es nie dazu gekommen sei, sondern einzig und allein seine.

Page: Das ist Quatsch. Bei ihm ist es jedes Mal etwas anderes. Er formuliert das ständig um, so wie er es gerne hätte. Wenn du mich fragst, sollte er Politiker werden – die machen das genauso. Aber ich bin wirklich überrascht, dass er so etwas von sich gibt. Das hat etwas von: Warum Verantwortung übernehmen, wenn es viel einfacher ist, alles auf die andern zu schieben. Ich muss sagen, das macht mich echt sprachlos und auch ein bisschen traurig.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 165 (November 2014).