NEIL YOUNG - Heiliger Zorn

Youngs Erregung auf dem neuen Album ist echt. Sie erinnert an sein Engagement für Bewegungen wie No Nukes in den späten Siebzigerjahren oder Farm Aid ein Jahrzehnt später. Auf „The Monsanto Years“ wettert der alte Rocker gegen alles und jeden, scheut sich auch nicht davor Namen zu nennen. Am prominentesten sind die Konzerne Monsanto und Starbucks. „Monsanto and Starbucks: Mothers want to know what they feed their children“, heißt es unter anderem in dem Song „A Rock Star Bucks A Coffee Shop“.

Nicht erst auf der neuen Platte liebt Neil Young es, die Position des einfachen Mannes anzunehmen, der den Mächtigen kritisch auf die Finger schaut. Im November wird der Barde 70. Er löst nicht mehr jene Orkane aus, die er noch mit „Like A Hurricane“ beschwor. Seine Stimme ist dünn geworden, sein Haar schütter. Er ist sich der eigenen Schwäche bewusst, versucht sie nicht durch Produktionskosmetik wettzumachen, wie das etwa ein David Coverdale tut, wenn er sich mit dem zwanzigsten Aufguss von Whitesnake in ruhmreiche Purple-Zeiten zurückfallen lässt. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir“, soll Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms gesagt haben, und genauso baut sich Neil Young vor den großen Konzernen auf, wissend, dass er nichts ausrichten kann.

Aber zumindest lässt er seiner Wut freien Lauf.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 173 (September 2015).